Friedrichsfehn /Groningen Vorfreude, Aufregung, Neugierde – all diese Emotionen mischten sich bei den Schülern – und das auf beiden Seiten. Es war das erste Mal, dass sich die Kinder, die sich bisher nur von Briefen her kannten, plötzlich im Klassenraum gegenübersaßen.
Stimmengewirr
Eine komische Situation, aber zugleich auch spannend. Da stapelten sich fünf Kinder auf einem Quadratmeter, weil jeder bei der besten Freundin sitzen wollte. Alles fremd, die Sprache, der Gegenüber – und doch war da der Wille zu spüren, sich mit dem Unbekannten auseinanderzusetzen. Kinder bekommen das hin.
„An der Grenze haben alle im Bus laut gejubelt und ’Deutschland’ gerufen“, beschreibt Lehrerin Christina Jonk die Stimmung vor der Ankunft in Friedrichsfehn. „Ein Kind musste sogar vorne sitzen, weil ihm vor Aufregung ganz übel war“. Außerdem gab es da noch etwas zu feiern, denn Mitschüler Toon wurde zehn Jahre alt. „Für ihn haben wir gesungen“, sagt Anouk (9). Ansonsten sei es gemütlich, aber auch sehr spannend gewesen.
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An der GOBS angekommen, wurde es im Klassenraum von Christoph Lammers schnell ziemlich voll. Zahlreiche Eltern warteten schon mit allerlei Leckerem und Gesundem. Zuvor aber, noch kein Kind war zu sehen, hatten sie mit der Riesen-Kaffeemaschine einen Teil des Raums mit Wasser geflutet. Kurz darauf erfüllte ein deutsch-niederländisches Stimmengewirr den Raum, die Aufregung war förmlich greifbar, schließlich teilten die Grundschüler plötzlich ihre Schulbänke mit Gleichaltrigen, die eine andere Sprache sprechen.
So richtig unterhalten konnten sich die Kinder noch zwar nicht. Nahla (9) zum Beispiel besucht nach dem regulären Unterricht noch einen Deutschkurs an der Waltraschool in Kropswolde bei Groningen, doch so ganz lange macht sie das noch nicht. Und Theresa (10) wiederum sagte über ihre Niederländisch-Kenntnisse: „Wir haben bisher ein paar Wörter gelernt, damit wir uns vorstellen können.“ Aber Sinn und Zweck der Besuche ist ja nicht die Konversation allein. Es geht vor allem darum, Erfahrungen zu sammeln, damit das Fremde nicht mehr so fremd ist. „Ich habe mich darauf gefreut, dass wir die Sprache ein bisschen kennenlernen“, erklärte Theresa. Und was eignete sich da schon besser als ein Geburtstagsständchen für Toon, der vor einer großen Pappkrone Platz nehmen durfte. Zuerst sangen die Deutschen, dann die Niederländer, die das Lautstärke-Duell ohrenbetäubend, mit Klatschen, Geschrei und Jubel deutlich für sich entschieden.
Gemischte Gruppen
In gemischten Gruppen durften sich die Kinder schließlich frei auf dem Schulgelände bewegen, und bei gemeinsamen Aktivitäten schmolz das Eis schnell. Basteln, Obst schnippeln, Hot-Dogs zubereiten, die Schule zeigen – zur Not mit Händen und Füßen. „Man braucht nicht unbedingt Worte“, sagte Christoph Lammers, „das geht auch so“. Dass das tatsächlich funktioniert, demonstrierten die Kinder eindrucksvoll.