Wehnen /Oldenburg Ungefähr drei Dutzend Gedenksteine mit den Namen von Opfern der nationalsozialistischen Krankenmorde in Wehnen liegen auf dem Friedhof bei der Kirche in Ofen, die meisten davon haben Familienmitglieder der Opfer dort hingebracht. Ein weiterer kam am Mittwoch hinzu. Zum ersten Mal ist eine Schülergruppe Pate eines solchen Gedenksteins.
Er trägt den Namen von Hertha Kleemann, geboren 1919 in Eversten, die mit 19 Jahren am 20. Januar 1939 in Wehnen starb – ein Name aus der langen Liste von 1500 Patienten, die dort während der Zeit des Nationalsozialismus durch Unterernährung und medizinische Vernachlässigung getötet wurden.
Den Gedenkstein enthüllten am Mittwoch Schüler der Integrierten Gesamtschule Kreyenbrück aus Oldenburg. In einem Projekt mit dem Gedenkkreis Wehnen und dem Historiker Ingo Harms hatten rund 20 Schüler mit Lehrer Jonas Rieckmann mit Akten von mehreren Patienten gearbeitet. „Die Schüler haben sich dann die Akte von Hertha Kleemann ausgesucht, weil sie noch sehr jung war, als sie gestorben ist“, sagte Rieckmann.
Um an Ende der Projektarbeit auch einen Gedenkstein an der Erinnerungsstätte auf dem Friedhof niederlegen zu können, haben besonders sieben Jugendliche nach dem eigentlichen Projekt weitergearbeitet. Unter anderem mit einem Kuchenverkauf sammelten sie die benötigen 210 Euro für die Gravur des Steins und seine spätere Befestigung.
Der gesamte zehnte Jahrgang und der Chor der IGS, insgesamt rund 200 Schüler und Lehrer, sorgten am Mittwoch mit Mitgliedern des Gedenkreises Wehnen für einen würdigen Rahmen. Heinrich Pahl, Vorsitzender des Gedenkkreises und Oldenburgs Bürgermeisterin Petra Averbeck lobten den Einsatz der Schüler. „Wir haben heute wieder mit Aus- und Abgrenzung zu tun“, so Pahl. „Da ist es gut, wenn junge Leute sich so intensiv mit der Geschichte beschäftigen.“
Ein wenig nervös sei er bei der Enthüllung des Steins gewesen, sagte der 16-jährige Daniel Liebknecht. „Mich hat während des Projekts besonders beeindruckt, dass es diese Verbrechen nicht nur woanders gegeben hat, sondern auch direkt da, wo wir heute leben.“ Für ihn sei es auch eine Ehre, einen Teil dieser Geschichte für andere zugänglich machen zu können.
Er sei positiv überrascht, so Ingo Harms, dass es gelungen sei, so viele Schüler an diesem Tag zu mobilisieren. Das entspreche genau dem pädagogischen Konzept des Gedenkkreises, die Geschichte des Nationalsozialismus aus den Geschichtsbüchern in die Gegenwart zu tragen.