Westerstede /Montevideo 25 Grad, Sonnenschein, ein leichter Wind – das wird der erste Eindruck sein, der Saskia Müller am Sonntag erwartet. Die Westersteder Ratsfrau und Lehrerin wandert aus. Nach Uruguay. Genauer gesagt, zieht es sie in die Hauptstadt Montevideo.
„Ich habe dort an der deutschen Schule erstmal einen Vertrag für zwei Jahre unterschrieben“, sagt sie. Eine erste Klasse mit 24 Kindern wird die Lehrerin, die bisher Jugendliche an der RDS unterrichtete, dort betreuen.
Manche Kinder haben zwar einen deutschen Hintergrund, aber viele auch nicht. Und Müller hat gerade erst angefangen, Spanisch zu lernen. „Ich habe dort aber noch einen einheimischen Lehrer, der mich unterstützt“, berichtet sie. Außerdem kennt sie die Herausforderung im Ausland. In Norwegen hatte sie schon einmal an einer deutschen Schule unterrichten, vier Jahre lang.
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Das ist nicht so weit wie das kleine Land zwischen Argentinien und Brasilien. Ihren Lebensgefährten lässt sie hier zurück. Auch ihre Tochter, die in Berlin studiert, wird sie längere Zeit wohl nur über Skype sehen können. Und: Saskia Müller war vorher noch nie in Uruguay.
Die Vorstellungsgespräche liefen per Videokonferenz. Anschließend hat sie im Internet viel über ihre neue Heimat gelesen. Und da Uruguay so ein wenig als Schweiz Südamerikas gilt, macht sie sich auch nicht so viele Sorgen um Sicherheit und Lebensweise. „Ich gehe ja nicht nach Venezuela“, sagt sie. Klimatisch ähnelt das kleine Land Südwesteuropa. Schnee kennt man nicht, im jetzigen Südsommer kann es auch mal über 30 Grad warm werden. Montevideo liegt direkt am Rio de la Plata, dem Silberfluss. Eine Fähre verkehrt ins Nachbarland Argentinien und die Hauptstadt Buenos Aires. Viele schöne Strände und das mondäne Seebad Punta del Este laden an den Wochenende zu Ausflügen ein.
Die Blütezeit Montevideos ist allerdings lange vorbei. Vor 100 Jahren galt die knapp zwei Millionen Einwohner zählende Stadt noch als eine der reichsten der Welt. Mittlerweile bröckelt überall der Putz. Wirtschaftlich hat es das kleine Land schwer. Rindfleisch ist eines der wichtigsten Exportgüter, kommt dort aber auch in Riesenportionen auf den Tisch. Die Urus gelten als Weltmeister beim Fleischkonsum, in den Restaurants stehen Riesengrills für Riesensteaks.
Mit dem Umzug nach Südamerika beginnt für Saskia Müller ein Abenteuer, es endet aber auch ihre politische Arbeit. Ihr Ratsmandat hat die FDP-Frau zurückgegeben. Sie hofft aber, dass es quasi in der Familie bleibt. Ihr Lebensgefährte Nils Krummacker ist ein möglicher Nachfolger. Ob er oder ein anderes Parteimitglied das Mandat übernimmt, sei aber noch nicht klar.
In ihrer Ratsarbeit waren ihr vor allem Schulthemen wichtig. „Da hat die FDP viel initiiert und begleitet“, sagt sie. Vom Erhalt der Förderschule bis zu den Millioneninvestitionen in RDS und Gymnasium. Doch damit sei es im Schulsektor nicht getan. „Wir brauchen in Westerstede ein Medienentwicklungskonzept“, meint sie. Die digitale Infrastruktur der Schulen sei immer noch nicht ausreichend.
Ob das an der Deutschen Schule in Montevideo nicht auch so ist? Müller will das mal auf sich zukommen lassen. Allerdings ist man zumindest für südamerikanische Verhältnisse in Montevideo sehr digital unterwegs. WLAN gibt es an jeder Ecke.
Wie lange Müller in Uruguay bleiben wird, weiß sie noch nicht. Der Vertrag läuft über zwei Jahre mit einer Option zur Verlängerung. Und dann? Zurück zur RDS? Als Beamtin hat sie sich beurlauben lassen, wo sie aber nach einer eventuellen Rückkehr unterrichten wird, ist für sie völlig offen.
Zunächst einmal will sie den Südsommer genießen. Bis zum 15. Februar dauern noch die Ferien in Uruguay. Bis dahin will sie auch das Hotelzimmer gegen eine Wohnung eingetauscht haben.