Gristede Wer im Jazz an die Bassklarinette denkt, kommt zwangsläufig auf Eric Dolphy, den großen Melodienzertrümmerer mit expressiver Auslotung der Möglichkeiten des Instruments. Ganz anders Ulrich Drechsler mit seinem Trio aus Wien am Donnerstag auf Gut Horn in der „Gezeiten“-Konzertreihe.
Im wundervollen Ambiente und bei sommerlichen Temperaturen kamen alle Anwesenden bei dem ausverkauften Konzert auf ihre Kosten. Ulrich Drechsler entpuppte sich als großartiger „Geschichtenerzähler“ auf der Bassklarinette in der Tradition eines Ben Webster oder Dexter Gordon.
Dem bekennenden Wahlwiener gelang es, mit allen seinen überlegt angelegten lyrischen Kompositionen wie „human glow „ „Soulmates „ oder „ two Boys „ das Publikum in seinen Bann zu ziehen. Zeitweise hatte man den Eindruck, den Geist Helmut Qualtingers und anderer Wiener Zeitgenossen aus der Musik hören zu können.
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Die Stimmungsbögen der Titel, vom hauchzarten Beginn über einen expressiven Mittelteil bis zum manchmal kaum wahrnehmbaren Ende, gab auch den beiden anderen Musikern Michael Tiefenbacher (Piano) und Reinhold Schmölzer (Schlagzeug) Raum, sich als brillante Solisten vorzustellen.
Hohe Virtuosität und viel musikalisches Einfühlungsvermögen zeichnete sowohl die Gruppe im Kollektiv als auch die Solisten in ihren Soli aus. Man spürte förmlich die Einstellung des Bandleaders, dass Musik nicht besser ist, je schneller, lauter und höher sie gespielt wird.
Dieses Trio hat einen unverwechselbaren Klang, das Publikum fühlte sich sichtlich wohl. Es blieb fast vollständig bis zum späten Konzertende nach 23 Uhr in der Guthornscheune und war sich wohl einig, wer nicht dabei war, hatte etwas versäumt.