Rostrup Lange aufwärmen muss Dietmar Wischmeyer sich und sein Publikum im Park der Gärten nicht. Kein Wunder, die „Zeltmission“ ist seit 2010 fester Bestandteil der Reihe „Zu Gast im Park“ und viele Zuschauer wären enttäuscht, wenn er einmal fehlen würde. Ohnehin sind Wischmeyers Figuren wie Günther der Treckerfahrer, Willi Deutschmann oder der kleine Tierfreund unter seinen Fans bekannt.
Und so legt Wischmeyer auch am Dienstagabend unter dem Kuppelzelt direkt los. Trump, Erdogan, Putin und Boris Johnson – sie alle bekommen gleich in den ersten fünf Minuten ihr Fett weg.
Zimperlich dürfen Zuhörer bei der Zeltmission nicht sein, wenn der Kabarettist sich fragt, was eigentlich aus der Kultur des politischen Attentats geworden ist. Im steten Wechsel schlüpft Wischmeyer in unterschiedliche Rollen, nimmt sich immer andere Ziele vor. Einseitigkeit kann man ihm wahrhaftig nicht vorwerfen, er hat es längst nicht nur auf die Politik abgesehen. Er lässt kein Aufregerthema und keine gesellschaftliche Gruppe aus – auch wenn er davon ausgehen muss, dass davon einige Vertreter in seinem Publikum sitzen. Vier verschiedene Arten, auf die Landwirte aus dem Leben scheiden können, kennt Wischmeyer, keine davon ist für die Betroffenen übermäßig schmeichelhaft, und trotzdem – oder deshalb – scheinen hier die am lautesten zu lachen, die selbst häufiger auf einem Trecker sitzen. Kabarett ist immer dann gut, wenn es auch dem Publikum den Spiegel vorhält. Das tut Wischmeyer ausgiebig – allerdings gelingt es ihm nicht immer, seine Zuschauer damit auch zum Nachdenken über sich selbst zu zwingen, und vielleicht will er das auch nicht. Völlig ungefährlich ist da das Feld der Politik, hier kann der Kabarettist ohne jede Hemmung in alle Richtungen um sich schlagen: Ob Olaf Scholz, „der letzte Mister 50 Prozent der SPD“, der seine Gegner durch Solidarität vernichtet, oder Annegret Kramp-Karrenbauer, die die Soldaten mit der Bahn an die Front schicken will, obwohl das schon beim letzten Krieg nicht funktioniert hat – hier kann jeder lachen und nach etwas mehr als zwei Stunden ohne zu große Selbstzweifel nach Hause gehen.
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