Vreschen-Bokel Heutzutage ist es kein Problem: Auf der Landstraße zwischen Vreschen-Bokel und Deternlehe hat jeder freie Fahrt. Mal eben mit dem Einkauf von A nach B fahren – nichts einfacher als das. So war das jedoch nicht immer. Schon als die Ostfriesen unter preußische Herrschaft gerieten, wurde an der Landesgrenze zum Herzogtum Oldenburg Zoll erhoben. Zwischen Ostfriesland und das Oldenburgerland gab es eine strikte Grenze.
Sperre in Franzosenzeit
Doch Not macht erfinderisch: Hinter den Rücken der Zöllner führte ein Pfad durch das Moor. Auch unter der Besatzung von Kaiser Napoleon Bonaparte ab 1806 litten die Menschen in der Region. Denn Napoleon wollte die Handelsmacht England in die Knie zwingen. Militärisch hatte das nicht geklappt, die Seeschlacht bei Trafalgar 1805 verloren die Franzosen. Stattdessen setzte Napoleon alles daran, England mit einer Handelssperre vom Festland aus zu besiegen. Den Sperrgürtel zog er so eng wie es ging.
Doch die Menschen im Oldenburger Land und Ostfriesland wollten nicht auf Güter wie Kaffee oder Zucker verzichten – der Schmuggel blühte auf, in der sogenannten Franzosenzeit.
Ostfriesland gehörte damals zu Frankreich, Oldenburg hingegen nicht. Mit der Kontinentalsperre Napoleons hat sich Dieter Meiners (80) aus dem westfälischen Hagen in seinem Buch „Es blühte der Schmuggel“ befasst. Das Werk stellte er passend dazu am alten Schmuggelpadd vor.
Zwischen 1806 und 1811 wurden aufgrund der Kontinentalsperre englische Schmuggelwaren über den Schmuggelpadd nach Ostfriesland gebracht. Die Ware brachten Schmuggler von der damals britischen Insel Helgoland bei Nacht und Nebel ans Festland. In den undurchsichtigen Nebenflüssen der Ems – darunter auch das Aper Tief – hatten die Schmuggler freie Fahrt. Damals waren die Flüsse verwildert, aber auch als Wasserstraßen wichtig für die Bevölkerung. Feste Straßen wie heute gab es noch nicht. Rund um den Hengstforder Hafen (damals der große Schmuggel-Umschlagplatz) wurden die Waren vom Fluss an Land gebracht.
Gefährlich und lukrativ
„Es war sehr gefährlich“, erzählt Dieter Meiners. Nicht nur, dass der Pfad durch das gefährliche Moor führte und daher auch nur von Ortskundigen genutzt wurde. Auf Schmuggel stand die Todesstrafe. Der geheime Handel war aber auch sehr lukrativ: „Wenn so hohe Strafen darauf stehen, dann lohnt sich das, dann kostet das auch was.“ Geschmuggelt wurden neben Kaffee und Zucker auch andere aus England stammende Verbrauchsgüter wie Tee, Alkohol und Stoffe. Mit dem Ende der napoleonischen Herrschaft nahm die Bedeutung des Schmuggels ab.
Gerade durch die Infotafel über den „Schmuggelpadd“ sei Dieter Meiners auf der Thema gestoßen. „Das war ausschlaggebend“, erzählt er. Seit 2014 steht die Tafel dort. Angeregt hatte sie der Freizeit- und Kulturkreises Bokel-Augustfehn.