Neusüdende Die deutsche Landwirtschaft befindet sich in einer ihrer schlimmsten Krisen. Der Preisverfall vor allem bei der Milch, aber auch beim Schweinefleisch und beim Getreide zwingt nicht nur die Landwirte zum Umdenken, sondern auch die Politik. Wie diese die Herausforderungen angehen will und welche Perspektiven sie für die Landwirtschaft sieht, versuchte am Montagabend die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Dr. Maria Flachsbarth, in der Boßelerburg in Neusüdende vorzustellen.
Vorweg stellte die CDU-Bundestagsabgeordnete, die auf Einladung der Bad Zwischenahner CDU-Parlamentarierin Barbara Woltmann in die Gemeinde Rastede gekommen war, klar, dass die Landwirtschaft „eine unverzichtbare Leistung“ erfüllt.
Mit Blick auf die Milchpreise stellte sie allerdings auch fest, dass sie gegen jede Quotierung sei, obwohl die „aktuelle Marktsituation Anlass zur Sorge“ gibt. „Eine Quotierung wäre schlicht zu teuer. Über Ausgleichszahlungen kämen so schnell eine Milliarde Euro zusammen.“ Sie sprach sich jedoch dafür aus, die landwirtschaftlichen Produkte, die meist von hoher Qualität seien, zum Teil direkt zu vermarkten. In diesem Bereich gäbe es Nischen, die noch nicht richtig genutzt werden.
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Aus Sicht der Politik wäre es eine Option, das Milchangebot zu drosseln. Dazu sei aber die Solidarität der Milchbauern gefordert. Es dürfe nicht sein, dass ein Nachbar die Situation ausnutzt, um dann selbst seine Verkaufsmenge zu steigern.
Düstere Aussichten
Ottmar Ilchmann, Bundesvorsitzender des Arbeitskreises bäuerliche Landwirtschaft (AbL), verwies in der „Boßelerburg“ darauf, dass das laufende Wirtschaftsjahr für die Milchbauern noch schlimmer ausfallen könne als befürchtet. „Das Deutsche Milchkontor (DMK) will jetzt im Mai nur noch 21 Cent pro Liter Milch zahlen, für Juni sind 19 Cent geplant. Eigentlich wird das Doppelte benötigt, um wirtschaftlich arbeiten zu können.“
Ein weiterer Teilnehmer der Diskussionsrunde zum Thema „Herausforderungen und Perspektiven in der Landwirtschaft“ forderte die Politik auf, die Sanktionen gegen Russland aufzuheben. Dadurch würde das Problem nicht unbedingt gelöst werden können, erklärte Dr. Flachsbarth, da die Handelsbeziehungen mit den Russen schon vorher zum Teil problematisch waren.
Sicher ist sich die Parlamentarische Staatssekretärin, dass das mögliche Handelsabkommen TTIP zwischen Europa und den USA nicht dazu führen wird, dass amerikanische Agrarprodukte den europäischen Markt überfluten würden. Der bestehende Verbraucherstandard würde durch das Abkommen nicht angetastet werden.
Existenz wird bedroht
Für Barbara Woltmann, die an diesem Abend auch den Fraktionsvorsitzenden der Landes-CDU in Hannover, Björn Thümler, und den Direktor der Landwirtschaftskammer, Achim Harms, in Neusüdende begrüßen konnte, war es auch ein persönliches Anliegen, das Thema „Landwirtschaft“ in Form einer Diskussion aufzugreifen. „Ich komme selbst von einem Bauernhof und mein Bruder ist Landwirt. Die jetzige Situation ist eine Bedrohung für die Existenz landwirtschaftlicher Betriebe“, betonte die CDU-Politikerin.