Hahn-Lehmden Mal eben einkaufen fahren, Freunde besuchen oder einen Ausflug machen: Was für die meisten Menschen wohl ganz normaler Alltag ist, bedeutet für Familie Politz aus Hahn-Lehmden enormen Aufwand – bisher. Nachdem die NWZ im Dezember berichtet hatte, wie schwer der Alltag für die Eltern Meike und Nico Politz und ihre beiden mehrfach behinderten Söhne Marten und Lasse ist, erfuhr die Familie eine riesige Welle der Hilfsbereitschaft.
„Wir sind einfach überwältigt, wie viele Menschen uns unterstützt haben“, sagt Familienvater Nico Politz und betont: „Wir sind unendlich dankbar dafür.“ Dank einer großen Spendenbereitschaft konnte die Familie jetzt ein dringend benötigtes neues Fahrzeug anschaffen, das den Transport der beiden Kinder, die auf Rollstühle angewiesen sind, um vieles einfacher macht.
Altes Auto ungeeignet
Aber von vorne: Der 14 Jahre alte Opel Vivaro, den die Familie bisher fuhr, war wenig geeignet für den Transport von zwei Rollstühlen und zudem kaum noch fahrtauglich. Die Familie wünschte sich daher nichts mehr als ein behindertengerechtes Fahrzeug für Marten und Lasse.
Einwilligung und Werberichtlinie
Ja, ich möchte den täglichen NWZonline-Newsletter erhalten. Meine E-Mailadresse wird ausschließlich für den Versand des Newsletters verwendet. Ich kann diese Einwilligung jederzeit widerrufen, indem ich mich vom Newsletter abmelde (Hinweise zur Abmeldung sind in jeder E-Mail enthalten). Nähere Informationen zur Verarbeitung meiner Daten finde ich in der Datenschutzerklärung, die ich zur Kenntnis genommen habe.
Die eineiigen Zwillinge waren im Januar 2009 zu früh geboren worden, mehr als drei Monate zu früh. Lasse hatte fünf Tage nach der Geburt eine Hirnhautentzündung, die er nicht verkraftete. Ein halbes Jahr musste er im Krankenhaus bleiben, in den ersten beiden Lebensjahren künstlich mit Sauerstoff versorgt werden. Lasse kann nicht laufen, stehen, sitzen oder sprechen, bemerkbar machen kann er sich nur mit Lauten.
Körperlicher Aufwand
Marten hatte bei der Geburt eine Hirnblutung, durch die Gewebe im Gehirn unwiederbringlich zerstört wurde. Wegen einer Spastik im rechten Bein kann er sich nicht normal bewegen, im Freien fehlt ihm der Gleichgewichtssinn.
Heute sind die eineiigen Zwillinge acht Jahre alt. Sie wachsen, werden größer und schwerer. Das bekam Meike Politz immer mehr zu spüren, wenn sie etwa Lasse in seinem Rollstuhl in das Auto heben musste. Über eine Rampe verfügte das alte Fahrzeug nämlich nicht. Deshalb hoffte die Familie auf finanzielle Unterstützung, um ein neues Auto kaufen zu können. Dieser Wunsch ging nach dem Bericht in der NWZ schneller in Erfüllung, als die Eltern es sich erträumt hatten.
Binnen weniger Wochen gingen mehr als 170 Spenden ein – von Privatpersonen, einigen Stiftungen, Firmen, Vereinen und auch von Bekannten und Freunden. Und längst nicht jeden der Spender kannte die Familie vorher. „Das finde ich schon bemerkenswert“, freut sich Meike Politz über die wertvolle Unterstützung.
Bereits im Februar konnte die Familie den Auftrag für ein behindertengerecht umgebautes Auto in Auftrag geben, das immerhin mehr als 30 000 Euro kostete. Und seit kurzem steht das praktische Fahrzeug nun tatsächlich vor dem Haus an der Rosenstraße.
„Die ersten Fahrten haben wir inzwischen gemacht“, erzählt Nico Politz. Dabei konnten sich die Eltern schnell davon überzeugen, welche Erleichterung das Auto für den Alltag bedeutet. „Wir haben eine Rampe einbauen lassen, über die wir die Kinder einfach hineinschieben können“, schildert der Vater. „Es geht nichts mehr in den Rücken“, fügt die Mutter hinzu.
Beide Rollstühle passen in den Ford Transit Custom. Sie können so befestigt werden, dass sie unterwegs nicht durch das 2,40 Meter lange Fahrzeug rollen. „Jetzt überlegt man nicht mehr vor jeder Fahrt, ob sich der Aufwand lohnt“, sagt Nico Politz.
Große Erleichterung
Und auch den Kindern gefällt’s. „Lasse ist jetzt sehr aktiv beim Autofahren und hat immer ein leichtes Grinsen im Gesicht“, erzählt die Mutter. Fahrten zu den Therapiestunden der Kinder, zum Rolli-Sport, zu Freunden oder zum Training mit dem Spielmanns- und Fanfarenzug Hahn-Nethen, bei dem Marten Trommel spielt, sind jetzt einfacher zu bewältigen. Das gilt auch fürs Einkaufenfahren. „Jetzt muss ich nur noch Kisten schleppen“, freut sich Meike Politz.