Westerstede Ist es fair, dass die Anzahl der Kinder ausschlaggebend ist, ob ein Bauwilliger in Westerstede ein Baugrundstück erhält? Die Mehrheit all jener, die am Jahresanfang an der Umfrage „Westerstede will’s wissen“ teilgenommen haben, sieht das nicht so. Und so sehen sich Politik und Verwaltung in der Pflicht, die sogenannten Vergaberichtlinien zu überdenken.
Punktesystem
Die Richtlinien sind aktuell nach einem Punktesystem aufgebaut. Wer schon in Westerstede wohnt, bekommt einen Punkt, drei Punkte gibt es je minderjährigem Kind im Haushalt, fünf weitere erhält, wer noch gar kein Wohneigentum besitzt oder keine Baumöglichkeit hat – und wer altersgerecht bauen möchte, kann sich über drei Punkte freuen. Schlussendlich zählt auch noch der Arbeitsplatz in der Stadt, allerdings nur pro Haushalt, hierfür gibt’s drei Punkte – und wer Absagen für seine Baugrundstück-Bewerbung erhalten hat, bekommt pro Absage einen Punkt, allerdings ist nach drei Punkten Schluss.
Bedeutet: Eine Familie mit zwei Kindern und bereits bestehendem Eigenheim bekommt demnach mehr Punkte gutgeschrieben als kinderlose Bewerber ohne Eigentum. Pech für all jene, die keine Kinder möchten, erst später Kinder bekommen wollen, schwanger sind oder eventuell ihr Kind nach der Trennung nur zeitweise bei sich wohnen haben. Keine guten Aussichten haben auch all jene, die noch einmal neu und barrierefrei bauen möchten, wenn die Kinder aus dem Haus sind.
Und nun? Ein neues System soll her, eines, „das nachvollziehbar ist und ein Gerechtigkeitsempfinden bei den Bewerbern nach sich zieht“, zeigt sich die Stadtverwaltung überzeugt und hat das Thema auf die Tagesordnung der anstehenden Bauausschuss-Sitzung gesetzt. Der Vorschlag aus dem Rathaus sieht vor, die Vergaberichtlinien teils zu konkretisieren, teils aber auch um Kriterien zu erweitern, so etwa Schwangerschaften oder auch Schwerbehinderte anders zu berücksichtigen.
Neues System
„Es ist vorstellbar, verschiedene Vergabegruppen einzuführen, die jeweils für sich prozentuale Anteile an Bauplätzen berücksichtigen“, ist in den Unterlagen zur Sitzung zu lesen. Eine Entscheidung wird in der anstehenden Sitzung am Montag, 2. Dezember, 17 Uhr, Sitzungssaal des Rathauses, Am Markt 2, nicht erwartet. Vielmehr soll es der Start für die Diskussion sein. Im Frühjahr 2020 soll dann eine Entscheidung fallen. Sicher scheint, dass die neuen Kriterien wie bisher auch pro Baugebiet festgesetzt werden. Sprich: Es soll Fall für Fall auf die Gegebenheiten vor Ort und sonstige Entwicklungen Rücksicht genommen werden. Zurren Politik und Verwaltung zügig neue Richtlinien fest, könnte schon zur Vergabe der Bauplätze im neuen Baugebiet Hössen-Weshorn das neue System greifen. Die Kaufpreise sollen in der Ratssitzung im März 2020 festgesetzt werden.
Konkurrenz ist groß
Die Zeit drängt – nicht nur mit Blick auf die anstehenden neuen Baugebiete, sondern auch mit Blick auf die Nachbarschaft. Die Konkurrenz schläft nicht: Allein im Gemeindegebiet Apen wird derzeit vieles drangesetzt, die Einwohnerzahl zu steigern. In Augustfehn-Hengstforde etwa entsteht ein Gebiet mit rund 300 Bauplätzen, ein Bahnanschluss ist vorhanden und die Preise könnten unter denen von Westerstede liegen.