Tange /Barßel Die „Tanger Speelköppel“ des Ortsbürgervereins Tange hatte bei der Auswahl ihres Premierenstückes für die Theater-Saison 2019 eine ausgesprochen glückliche Hand: „Blickschaden” von Hans Gnant ist ein geschickt aufgebautes Stück: modern, spritzig, gegenwartsnah. Dabei kommen wichtige Zeitfragen vor: übertriebene Liebe zum Auto, Angst vor Autoritäts-Verlust, Generationskonflikte. Das alles aber nicht einfach addiert, sondern so geschickt ineinander verwoben, dass echte Spannung entsteht.
Zum Ende des zweiten Aktes beispielsweise sind die Probleme, einschließlich Mordverdacht, von allen Seiten so zusammengeschürzt, dass kein Mensch mehr einen Ausweg ahnt. Schon das Bühnenbild, wieder erarbeitet vom „oldbewährten Team“, wurde mit herzlichem Beifall bedacht. Und als Torsten Taute auftrat, war der Funke sofort über gesprungen. Er beherrschte das ganze Geschehen als Teetje Roggenkamp, ohne jedoch die anderen Spieler an die Wand zu drücken, vielmehr animierte er sie, im gleichen Schwung mitzumachen.
Recht schwungvoll kam auch Meta Freese als Cornelia „Babsy“ Kranz daher. Ihr Platt ist echt, das Spiel weithin natürlich. Recht gut schon der Kontrast zwischen ausgeflippter Aussteigerin und liebendem Mädchen. Das traf auch auf Julian Wemje zu.
Er spielte Bernd Roggenkamp, Sohn von Teetje. Carola Thiede gab mit routiniertem Spiel die Hille Roggenkamp, die genauso um ihre Autorität bei der Familie besorgt ist wie ihr Mann. Oft rief sie mit ihrem schnodderigen Mundwerk Lachen und Szenenapplaus hervor.
Den Kröger Karsten Glüsing spielte Ralf Hasselder mit Geschick und Witz. Die tragende Rolle bringt das Geschehen stets dynamisch voran. Den Autoschlosser Lüder Bloom, um den sich eigentlich alles dreht, gab Enno Hasselder mit flottem Mundwerk. Er gab den Hallodri genauso echt wie den reuigen Sünder, und nach seinem „Tod“ gönnt man ihm seine Gesine von Herzen. Diese, die Schwester Hilles, wurde von Monika Fecht gespielt, ebenfalls eine Charakterrolle.
Recht überzeugend stellte sie die ehemals abgewiesene, jetzt kalt wirkende und doch liebende Frau dar. Der Star war aber Torsten Taute, der in unnachahmlicher Weise den Teetje Roggenkamp mimte, der an seinem Verstand zweifeln muss und stets, um sich zu prüfen, den Text aufsagte „Ick heet Teedje Roggenkamp, bün Buer...“ Selbst die Trunkenheitsszene war nie Klamauk, immer wahrte er die Grenze des echten Schwanks – eine in allem ausgezeichnete Leistung. Im Flüsterkasten sorgten Gretchen Hasselder und Edithn Wiemkes dafür, dass die Darsteller nicht ins Stocken gerieten.