Bad Zwischenahn - Elisabeth Reil ist so etwas wie eine Heilerin. Nicht für Menschen und auch nicht für Tiere, sondern für Bücher.
Nach dem Abitur hatte sie sich schnell für eine handwerkliche Arbeit entschieden. Und dafür war eine Lehre vonnöten. In Oldenburg begann Elisabeth Reil ein Praktikum in einer Buchbinderei, eine Ausbildung folgte. 1982 legte sie ihre Gesellenprüfung ab und erlernte die Grundlagen der Restaurierung. Neben der Berufstätigkeit legte sie ihre Meisterprüfung in Oldenburg ab. Es folgte der Umzug nach Wolfenbüttel, um dort eine Meisterstelle anzutreten.
Mit der Geburt ihres ersten Kindes zog es Elisabeth Reil zurück ins Ammerland. Und seitdem arbeitet sie selbstständig in einer Werkstatt neben ihrem Haus: „Das war natürlich sehr praktisch als die Kinder noch klein waren.“
Der Weg in die Selbstständigkeit ist ja selten leicht. In einem außergewöhnlichen Beruf wie der Buchbinderei erst recht nicht. Profitiert hat Elisabeth Reil dabei von der beruflichen Vielfalt: Ihre Ausbildung absolvierte sie in der freien Wirtschaft, anschließend war sie in einer Behörde tätig. Diese unterschiedlichen Erfahrungen lassen sie auch sagen: „Die Selbstständigkeit ist das Richtige für mich.“
Heute nimmt die Buchbinderin und Restauratorin Aufträge von privaten Kunden an, aber auch öffentliche Einrichtungen zählen dazu. Dabei sei die Ausführung abhängig vom Kunden, verrät sie: Gerade bei der Restaurierung sei es wichtig, dass das Buch hinterher wieder benutzbar ist.
Ob öffentlicher oder privater Kunde, die Geschichte hinter den Büchern sei immer wieder spannend. Mit ihren Händen hat sie sowohl schon geliebte Familienerbstücke und Lieblingsbücher „verarztet“, als auch alte Dokumente und Schriftstücke, an denen der Zahn der Zeit genagt hat. Aber auch Bücher jüngeren Datums, die schon einiges erlebt haben, werden bei ihr wieder aufgearbeitet. Ebenso gerne nimmt sie buchbinderische Sonderaufträge an.
„Die schönste Bestätigung ist die Freude der Kunden, wenn sie das ,geheilte‘ Buch in Händen halten“, erzählt die zweifache Mutter stolz. Dafür sei es jedoch ganz besonders wichtig, stetig im Austausch und im persönlichen Kontakt zu stehen, ebenso wie Rückmeldungen zu geben und diese einzuholen.
„Die Buchbinderei ist für mich schon eher eine Berufung als ein Beruf“, berichtet Elisabeth Reil. Dennoch gehe sie weiter mit offenen Augen durchs Leben und sei gerade jetzt, wo die Kinder schon größer seien, offen für neue Tätigkeiten und Möglichkeiten.