Oldenburg/Jerusalem - Die Mitgliederzeitschrift der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Oldenburg, PÄD-OL, findet normalerweise vor allem bei Pädagogen im Oldenburger Land Interesse. Das aktuelle Heft löst dagegen international heftige Reaktionen aus.
LINK: Stellungnahme der GEW on Oldenburg zu den Vorwürfen
Anlass ist ein Aufsatz von Christoph Glanz, Pädagoge an der Integrierten Gesamtschule Flötenteich. Der Englisch- und Technik-Lehrer, der schwerpunktmäßig eine Flüchtlingsklasse leitet, erklärt sein Engagement in der internationalen israelkritischen Initiative BDS (Boycott, Desinvestition und Sanktionen). Kern des BDS-Engagements ist nach eigener Darstellung das Ziel, Israel wegen des Vorgehens gegen die Palästinenser zu boykottieren, „solange bis Israel internationalem Recht und den universellen Prinzipien der Menschenrechte nachkommt“.
Der Aufruf löst massive Reaktionen aus. In Israel greift „The Jerusalem Post“ Glanz und die Oldenburger GEW an. Autor Benjamin Weinthal, Deutschland-Korrespondent der Zeitung, zieht einen Zusammenhang zwischen dem Aufruf, Juden und Israel zu boykottieren, und den Ereignissen um den Holocaust. Das Blatt zitiert die israelische Botschaft in Berlin. Man sei „überrascht und enttäuscht“, dass die Oldenburger GEW dieses „Pamphlet“ veröffentlicht habe. Die BDS verfolge letztlich das Ziel, Israel zu eliminieren, teilte die Botschaft der „Jerusalem Post“ mit.
Auftritt abgesagt
Die Deutsch-Israelische Gesellschaft Oldenburg wirft Glanz und der BDS vor, das Existenzrecht Israels zu leugnen. Bereits im Mai hatte die Gesellschaft bei der Stadtverwaltung interveniert, um eine BDS-Auftritt im Kulturzentrum PFL zu unterbinden. Die Stadt sagte die Veranstaltung wegen Sicherheitsbedenken damals ab. Auch eine BDS-Veranstaltung mit Glanz an der Evangelischen Studierenden Gemeinde Oldenburg war nach Kritik abgeblasen worden. Im Juni hatte das Landgericht Sara Rihl, Mitglied der Jusos und Ratskandidatin der SPD, allerdings untersagt, Glanz als „bekannten Antisemiten“ zu bezeichnen. Rihl hat Berufung eingelegt.
Die Angriffe haben die Gewerkschaftsspitze offenbar unvorbereitet getroffen. GEW-Vorsitzender Heinz Bührmann hatte nach Veröffentlichung in der „Jerusalem Post“ auf der GEW-Homepage am Dienstag zunächst eine Entschuldigung veröffentlicht. Es sei nicht Absicht der GEW, antisemitischem Gedankengut Vorschub zu leisten.
Die Erklärung ist mittlerweile zurückgezogen. Stattdessen erklärt die GEW knapp (Stand Mittwochabend), sie verwahre sich „gegen Behauptungen, sie habe ... einen antiisraelischen und israelfeindlich geprägten Artikel veröffentlicht“.
„Missverständnis“
Glanz teilte der NWZ mit, er habe am Mittwochnachmittag im Gespräch mit dem GEW-Vorstand ein „Missverständnis“ ausgeräumt, dass durch die Entschuldigung entstanden sei. Beim Lesen habe der Eindruck entstehen könne, die GEW habe ihn in Zusammenhang gebracht mit „menschenverachtenden, entwürdigenden, geschichtsverfälschenden Auffassungen. Das Gegenteil ist der Fall“, betont Glanz. Deshalb habe die GEW die Erklärung zurückgezogen und erarbeitet einen „inhaltlich eindeutigen Text“. Die GEW war für eine Stellungnahme am Mittwoch zunächst nicht erreichbar.