Ganderkesee - Sechs Wochen ist es her, dass Ganderkesee als Fairtrade-Gemeinde ausgezeichnet wurde – und die hat jetzt auch ihre erste Fairtrade-Schule: Am Freitagvormittag erhielt das Förderzentrum am Habbrügger Weg die Zertifizierung des Kölner Vereins TransFair. Damit ist die Schule zugleich die erste im Landkreis Oldenburg, deren Engagement für den fairen Handel offiziell belohnt wird. Die Waldschule Hatten und das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Ahlhorn befinden sich noch auf dem Weg zur Auszeichnung.
Fünf Kriterien führt der Verein TransFair (Köln) für die Auszeichnung von Fairtrade-Schulen an: Gründung eines Schulteams, das Aktivitäten und Veranstaltungen zum fairen Handel organisiert. Der Gruppe müssen mindestens fünf Personen angehören, darunter Schüler, Lehrkräfte und Eltern. Entwicklung eines Kompasses, der die Entwicklung der Schule hinsichtlich des fairen Handels festhält. Die Schule stellt mit dem Papier die Einhaltung der übrigen Kriterien sicher.Verkauf und Verzehr von fair gehandelten Produkten an der Schule müssen regelmäßig sichergestellt sein – nicht nur zu einzelnen Veranstaltungen. Aufnahme des Themas „Fairer Handel“ in den Lehrplan und die intensive Auseinandersetzung damit im Unterricht in mindestens zwei Fächern. Schulaktionen zum fairen Handel getreu dem Motto „Tue Gutes und rede darüber!“. Pro Schuljahr muss mindestens eine Veranstaltung stattfinden.
Dass alle Kriterien erfüllt sind, muss die Schule über entsprechende Unterlagen nachweisen. Die Auszeichnung wird für zwei Jahre vergeben, danach steht eine Titelerneuerung an.
Keine zwei Jahre sind in der Schule Habbrügger Weg vergangen, seit dort – übrigens direkt aus der Schülerschaft heraus – die Idee geboren wurde, den Titel „Fairtrade-School“ zu erlangen. Vor fast genau einem Jahr wurde der Plan schließlich in die Tat umgesetzt und eine Steuerungsgruppe gegründet. Kooperationspartner und Unterstützer waren schnell gefunden – allen voran der Ganderkeseer Weltladen, die örtliche Arbeitsgruppe des Kinderhilfswerks „Terre des hommes“, der Förderkreis der Schule sowie Landkreis und Gemeinde.
Am 26. April dieses Jahres sei schließlich die Online-Bewerbung verschickt worden, blickte Schulleiter Rainer Müller zurück. „Wir wollten die Welt auch in puncto fairer Handel etwas besser machen“, beschrieb er die Motivation der Beteiligten.
In der Praxis, so Müller, bedeute das jetzt, bei allen anstehenden Anschaffungen zu schauen, ob das gewünschte Produkt auch mit Fairtrade-Siegel erhältlich ist – also mit der Garantie, dass die Hersteller gerecht entlohnt wurden und die Produktion unter ökologischen Standards erfolgt ist. „Es gibt auch Fairtrade-Fußbälle“, nannte Müller ein Beispiel. Höhere Anschaffungskosten seien mit fair gehandelten Produkten nicht automatisch verbunden. Im Fall des Fußballs etwa sei der Unterschied zwischen einem Marken-Produkt und der Fairtrade-Variante zu vernachlässigen.
An vielen Stellen stellt sich für die Schüler am Habbrügger Weg auch überhaupt nicht mehr die Frage, ob sie ein konventionelles Produkt oder die Fairtrade-Variante kaufen. Die Schülerfirma Pupils, die die Cafeteria betreibt, hat beispielsweise ihr Sortiment an herkömmlichen Müsliriegeln komplett durch Schoko- und Keksriegel aus dem Ganderkeseer Weltladen ersetzt. Der Kaffee, der im Lehrerzimmer konsumiert wird, stamme bereits seit vielen Jahren aus fairem Handel, so Rainer Müller.
An welchen Stellen sonst noch auf Fairtrade-Produkte zurückgegriffen werden kann, haben die Schüler im Juni erarbeitet: An den Fairtrade-Tagen haben sie eine Modenschau mit Secondhand-Kleidung vorbereitet, den örtlichen Handel einem Fairtrade-Check unterzogen und noch eine Menge mehr.
Den Film, der bei den Projekttagen entstanden ist, führten die Schüler am Freitag ihren Gästen vor. Die zeigten sich beeindruckt vom Engagement der Jugendlichen. Angelika Boden vom Verein TransFair, die der Schule ihr Zertifikat überbrachte, bewertete die Aktivitäten mit „der Zeugnisnote Eins“. Gefeiert wurde die Auszeichnung schließlich mit selbst gebackenem Bananenbrot – natürlich aus fair gehandelten Früchten.