OLDENBURG - Das Eversten Holz ist ein innerstädtisches Juwel: Diesen Schluss lässt eine Milieustudie von Studierenden der Universität Oldenburg zu. Fazit: Dieser Wald hat eine hohe Bedeutung für den Naturschutz und erfüllt eine wichtige Funktion als innerstädtisches Naherholungsgebiet.

Die 20 jungen Leute haben den Wald im Sommer vergangenen Jahres unter die Lupe genommen und das Ergebnis ihrer fast 100-seitigen Arbeit der Schlossgartenverwaltung und dem Verein der Freunde des Schlossgarten übergeben. Herausragend ist das Vorkommen von sechs Fledermausarten, die auf der Roten Liste stehen. „Doch eigentlich ist es die große Artenvielfalt, die das Eversten Holz auszeichnet“, sagt Dr. Julia Stahl von der Universität Oldenburg, die das Projekt der Studierenden betreut hat.

So bauen beispielsweise 25 Vogelarten im Eversten Holz ihre Nester. Darunter sind Amseln (69), Kohlmeisen (35) und Zaunkönige (31) am stärksten vertreten. Den Höhlenbrütern unter ihnen kommen die zahlreichen Nistkästen zugute, die vom Bund für Umwelt und Naturschutz sowie dem Verein der Freunde des Eversten Holzes aufgehängt worden sind. Teichhuhn, Grünfink und Waldkauz sind mit jeweils einem Nest deutlich schwächer vertreten.

„Das Eversten Holz ist von großer Bedeutung für die innerstädtische Fauna und somit unbedingt erhaltens-, pflege- und schützenswert“, heißt es in der Studie.

Weniger gut schneidet das Eversten Holz im Punkt „Naturnähe der Vegetation“ ab. Prägend ist ein artenarmer Buchenwald, der vor allem im Zentralbereich zu finden ist. „Auffällig ist außerdem die extreme Artenarmut in der Strauch- und Krautschicht“, schreiben die Studenten.

Die meisten Bäume des Holzes sind 150 Jahre alt. Durch die historische Nutzung des Eversten Holzes als Park und die heutige Pflege ist die Altersstruktur sehr einheitlich. Totholz wird aus Gründen der Sicherheit oder Ästhetik entfernt. „Eine Entfaltung naturnaher Waldcharakteristika wird so unterbunden“, stellen die Studenten fest.

Doch nicht nur Flora und Fauna, auch die Nutzung des Eversten Holzes durch die Bürger ging in die Milieustudie ein. Fußgänger, Hundebesitzer sowie Jogger nutzen das Eversten Holz als Naherholungsgebiet zu etwa gleichen Teilen und halten sich durchschnittlich 15 bis 30 Minuten darin auf – die meisten im Sommer sogar täglich. Eine besondere Rolle spielen die Radfahrer. Wochentags wurden zwischen 7 und 8 Uhr mehr als 250 Radler gezählt, die das Eversten Holz durchquerten. An den Wochenenden überwiegen die Spaziergänger.

Und selbst die Nutzung des Spielplatzes wurde untersucht. Wochentags wird er am stärksten von 17 bis 18 Uhr, an den Wochenenden von 15 bis 16 Uhr frequentiert. Die Liegewiese wird demgegenüber nur sehr spärlich genutzt.

„Durch eine räumliche Trennung von nutzungsberuhigten naturnahen Bereichen auf der einen und Freizeitnutzung auf der anderen Seite lassen sich Konflikte minimieren“, steht im Zielkonzept der Studie. Eine der Liegewiesen könnte in eine (eingezäunte) Hundewiese umgewandelt werden. Ein Trimm-dich-Pfad würde das Sportangebot erweitern. Auf jeden Fall solle der historische Charakter des Eversten Holzes erhalten bleiben, allerdings bedürfe der Eichenbestand ergänzenden Nachpflanzungen.

Thomas Husmann
Thomas Husmann Redaktion Oldenburg