Oldenburg Bei „Magic Andy“ zischt, knallt und blubbert es. Flüssigen Stickstoff gießt er in zwei Fässer und wirft mit großer Geste eine Eisenkugel hinein. Ein paar Augenblicke knallt es aus den beiden Holzfässern – „Magic Andy“ alias Dr. Andreas Korn-Müller erläutert anhand seines Experiments mit Knalleffekt das Phänomen der Anomalie des Wassers – eines von vielen unterhaltsamen wie lehrreichen Experimenten zum „Tag der Chemie“ an der Universität Oldenburg.
Das Institut für Chemie und die Gesellschaft Deutscher Chemiker hatten mit Unterstützung der Wolfgang-Johannes-Hönle-Stiftung den Donnerstag zum „Tag der Chemie“ erklärt. Und „Magic Andy’s“ Experimentalvorlesung war einer von vielen Programmpunkten, mit denen junge Leute für Naturwissenschaften begeistert werden sollten. Preise gab es auch: Zahlreiche Schüler aus dem Nordwesten wurden von der Uni mit dem Angelus-Sala-Preis für herausragende Chemie-Leistungen in Jahrgang 10 ausgezeichnet. Die Schüler konnten anschließend bei „Magic Andy“ erleben, wie man ein Publikum mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen unterhalten kann.
Einer der Vorträge des Vormittags befasste sich mit Wissenschaftsgeschichte: „150 Jahre Periodensystem – oder wie füllt man weiße Flecken?“ lautete das Thema von Prof. Rüdiger Beckhaus (die Uno hat wegen des Jubiläums das Jahr 2019 zum Jahr des Periodensystems erklärt). Ein Thema, das später aus aktuellem Anlass im Alten Gymnasium fortgesetzt wurde: Am Gymnasium hatte 1851 einer der Mitentdecker des Periodensystems, Julius Lothar Meyer (1830-1895) sein Abitur bestanden. Meyer und der Russe Dimitrij Mendelejew hatten es zeitgleich – nämlich vor 150 Jahren – und unabhängig voneinander formuliert. Auf Einladung der Wolfgang-Johannes-Hönle-Stiftung und der Gesellschaft Deutscher Chemiker fand am Nachmittag in Meyers alter Schule ein Festakt statt. Prof. Wladimir Reschetilowski erläuterte die Vorgeschichte der Erkenntnisse von Meyer und Mendelejew, die sich auf Forschungen aus dem 18. und beginnenden 19. Jahrhundert stützen konnten. Einer der Forscher, deren Erkenntnisse Lothar Meyer reflektierte, war Johann Wolfgang Döbereiner. Der hatte ein Feuerzeug erfunden, das mit Zink funktionierte, das in eine Schwefelsäurelösung getunkt wurde. „Kennt Ihr Goethe?“, fragte „Magic Andy“ bei der Experimentalvorlesung ins Auditorium. Goethe hatte ein solches sicheres Feuerzeug besessen, erläuterte der Chemiker und demonstrierte mit Wasserstoff und einer Platinplatte, wie die sich erwärmt und schließlich das Gasgemisch entzündet.
Wirkungsvoll waren auch die „Getränkeexperimente“, wo „Bier“ und „Cola“ entstanden – freilich nicht genießbar.