Rastede/Oldenburg - Es ist gemütlich warm im Wohnzimmer von Barakat Chahin und Faeika Hawijah. Auf dem Tisch stehen liebevoll zusammengestellte Leckereien. „Die sind besonders gesund“, sagt Faeika und steckt sich eine eingelegte Dattel in den Mund. Die 70-Jährige schmunzelt vergnügt. Gemeinsam mit ihrem Mann kam sie 2012 von Damaskus nach Oldenburg. In ihrer Heimat hatte die Familie ein großes Haus mit Garten, die Pflanzen fehlen ihr, deshalb versucht Faeika, so viele es geht, davon in der Wohnung aufzustellen. „Manche Besucher fragen uns, wo wir überhaupt noch Platz haben, zu sitzen“, erzählt Ehemann Barakat (73). Er ist gelernte Chemiker, Faeika hat an der Universität von Damaskus Englisch gelehrt. Immer wieder fällt die energiegeladene, freundliche Frau beim Erzählen ins Englische. Wenn sie es bemerkt, hält sie sich die Hand vor den Mund, schließt kurz die Augen, atmet durch und übersetzt noch einmal ins Deutsche. Denn das ist ihr wichtig.

Ordentlich zu ihren Deutschkenntnissen beigetragen hat ein Projekt des Evangelischen Bildunsgwerkes in Rastede. Ein Jahr lang trafen sich Faeika und Barakat einmal im Monat für ein gesamtes Wochenende mit 10 bis 15 weiteren Teilnehmern aus Afghanistan, Syrien oder dem Irak und besserten anhand von Musik, Theater und Kunst ihr Deutsch auf. Initiiert worden war dieses Projekt von Pädagoge und Dozent Swen Engel und seinen Kolleginnen Geeske Janßen sowie Meike Janßen.

Gefördert wurde es vom niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, so dass die Teilnehmenden keine Kosten tragen mussten. Entstanden sind Gemälde, Fotos, Videoinstallationen, Texte und Ausstellungsobjekte, die in eine Ausstellung münden. „Dreiklang“ heißt sie und ist ab Sonntag, 8. Dezember, ab 11 Uhr im Bildungshaus zu sehen.

„Das Programm ist so vielfältig, es gibt ganz viele Aktivitäten. Es war rundumm toll“, spricht Barakat viel Lob an die Verantwortlichen aus. Sowieso sei in dem Jahr so etwas wie ein Familiengefühl entstanden. „Durch dieses Projekt konnten wir die deutsche Kultur kennenlernen“, sagt Barakt rückblickend. Sie hatten Spaß zusammen, haben ernste Themen behandelt, und – wie Swen Engel ergänzt – „ab und zu auch knallhart Grammatik gepaukt.“

„Bald ist das Abschlusswochenende“, sagt Faeika und ist traurig. „Ich werde alle vermissen.“ Die 70-Jährige will sich aber auch darüber hinaus weiterbilden. Und deshalb studiert sie gerade an der Uni Oldenburg „transcultural literature“ – Transkulturelle Literatur. Promovieren will sie dann auch gern noch. Beide Kinder – Rami und Rena – des Ehepaares sind promoviert und lehren an der Uni Oldenburg. Der Sohn Rami in Musik, Tochter Rena in Kunst. Gläubig ist die Familie schon, aber ein wenig anders, als es zu vermuten wäre. „I believe in one God for all people“, sagt Faeika und übersetzt selbst. „Ich glaube an einen Gott für alle Menschen.“