Schmede - Heißes Wasser zum Waschen? Kein Problem, einfach den Hahn aufdrehen. Warmes Zimmer? Die Heizung macht das schon. Aus Sicht der Menschen in Bhutan ist das, was in Deutschland Standard ist, ein unvorstellbarer Luxus. In Chendebji beispielsweise, einem 35-Häuser-Dorf, herrschen in den Klassenzimmern der Schule während der Wintermonate nur vier bis fünf Grad Celsius. „Heißes Wasser zum Waschen machen die Dorfbewohner, indem sie große Steine im Feuer erhitzen und diese dann ins Wasser schmeißen“, erzählt Khenpo P. Yeshi.
Der buddhistische Lehrer ist seit der Gründung in 2012 1. Vorsitzender des Fördervereins für das unabhängige Königreich Bhutan. Seitdem finanziert der Verein mit Sitz in der Gemeinde Hatten tägliche warme Mahlzeiten. 65 Cent pro Essensportion, soviel kostet es nur, eine vernünftige Ernährung für die Schüler sicher zu stellen. Darüber hinaus unterstützt der Verein mittlerweile 48 Paten – häufig Waisenkinder aus ganz Bhutan – auf ihrem Lebensweg. In Chendebji hat der Verein in den vergangenen Jahren viel erreicht: u. a. die Wasserversorgung verbessert, ein Küchengebäude für das Dorf gebaut, für Stromanschlüsse und Sanitäranlagen gesorgt – und zuletzt den Menschen gezeigt, wie sie Lebensmittel durch Einkochen haltbar machen können.
Heizungen unbekannt
Als nächstes soll jetzt das Problem mit der fehlenden Heizung angepackt werden. Helfen soll dabei eine junge Frau: Tshering Tshomo (31) ist als Mitglied der sogenannt Menjong-Stiftung für den Hatter Verein nicht nur der Ansprechpartner vor Ort. Sie sorgt seit 2011 ehrenamtlich dafür, dass die Gelder aus Deutschland wirklich die bedürftigen Menschen erreichen. Zurzeit ist Tshering Tshomo auf Besuch im Landkreis, das zweite Mal nach 2017. Die Lösung für das Energieproblem liegt eigentlich auf der Hand, ist Yeshi überzeugt. Das Wetter in seiner Heimat müsste selbst in kälteren Monaten genügend Strom über Solarpanel erzeugen können. Im Gegensatz zu Deutschland sei diese Technik in Bhutan aber überhaupt nicht verbreitet. Strom für die Großstädte werde überwiegend von Wasserkraftwerken geliefert. Mit in Frankreich produzierten Heizstrahlern werde der Strom dann in Wärme umgewandelt. „Heizungen wie in Deutschland kennt dort kein Mensch.“ Auf dem Land bleibe den Menschen oft nichts anderes übrig, als Bäume zu fällen und das Holz zu verbrennen. „Für die Natur ist das nicht gut“, weiß Yeshi ganz genau.
Dem Förderverein aus Hatten bei seinem neuen Projekt helfen, will Torsten Busch. Der Inhaber eines Heizungs- und Sanitärbetriebs mit Sitz am Brooklandweg in Schmede hat seine Kontakte spielen lassen und einen Mitarbeiter der Buderus-Niederlassung Bremen nach Hatten eingeladen. Volker Kühlcke informierte in dieser Woche Tshering Tshomo und Vorstandsmitglieder des Fördervereins für das unabhängige Königreich Bhutan über die technischen Möglichkeiten. Die Bosch Thermotechnik GmbH, in der Buderus im Jahr 2004 aufgegangen ist, verfügt nach eigenen Angaben über ein differenziertes Produktspektrum, das in insgesamt 19 Werken in neun Ländern Europas und Asiens produziert wird. An Länder Asiens und Afrikas können so technisch einfachere und kostengünstige Lösungen geliefert werden.
Nächste Schritte
Tshering Tshomo weiß nach dem Informationsbesuch, was als nächstes in Bhutan zu tun ist. Sie muss die genaue Quadratmeterzahl der Dorfschule und ihrer Klassenräume ermitteln und sich um einen ausgebildeten Elektriker kümmern. Bereits im Dezember, so schätzt der Förderverein, könnten alle notwendigen Vorbereitungen abgeschlossen sein. Dann ist alles weitere nur noch eine Frage des Geldes – und vielleicht von ein wenig Verhandlungsgeschick. „Energie durch Sonne zu erzeugen, das wird nicht nur eine riesige Lücke schließen, sondern auch das Leben der Menschen nachhaltig erleichtern“, ist Khenpo P. Yeshi überzeugt.