Varel - Die Zeit wird knapp: Der Vorentscheid für die Beantragung des Zweiges „Förderbedarf L (Lernen)“ für die Förderschule Varel fällt in der Kreisausschusssitzung am Mittwoch, 25. April. Bis dahin muss die Schule 13 Schüler für eine nächste fünfte Klasse an den Landkreis gemeldet haben. Bisher liegen neun Anmeldungen vor. „Es müssen aber mindestens 13 Anmeldungen sein, damit die Fortführung der Förderschule erfolgversprechend beantragt werden kann“, betonte Axel Neugebauer (Zukunft Varel).
Der Vareler Ratsherr und Kreistagsabgeordnete war am Samstag einer der zahlreichen Redner, die während einer Kundgebung auf dem Schlossplatz den Erhalt der Pestalozzischule forderten. Hintergrund ist, dass im Zuge der Inklusion die Förderschulen Lernen – zu denen auch die Pestalozzischule gehört – in Niedersachsen bis 2022 auslaufen sollten. Daher gibt es derzeit in Varel auch keinen fünften Jahrgang.
Auf Antrag kann die Frist aber bis 2028 verlängert werden. Der Landkreis Friesland hat Eltern von Kindern mit entsprechendem Förderbedarf bereits aufgefordert, ihre Kinder – wenn gewünscht – bis zum 24. April für das nächste Schuljahr an der Pestalozzischule anzumelden. So wolle die Verwaltung auch einen Überblick über die Schülerzahlen gewinnen. Ob der Antrag angenommen wird, entscheidet die Landesschulbehörde. Wird die Förderschule geschlossen, müssen die Kinder an einer Regelschule unterrichtet werden.
Die Mütter Nicole Rickels, Kerstin Rogge und Claudia Brinkmann schilderten bei der Kundgebung ihre persönlichen Erfahrungen mit den guten Bildungsmöglichkeiten für ihre Kinder an der Pestalozzischule.
Redner Ernst Hein war 40 Jahre Lehrer an der Pestalozzischule: „Für einige ist der Wechsel zur Hilfsschule ein Segen. Heute treffe ich viele ehemalige Schüler, die mitten im Leben stehen und es gut meistern“, sagt er.
An diesem Montag, 23. April, gibt es an der Pestalozzischule um 19 Uhr einen Infoabend für Eltern von Kindern in den vierten Klassen mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf im Bereich Lernen. Anmeldungen sind dann nur noch bis Dienstag, 24. April, von 8 bis 11 Uhr möglich.
Dem pflichtete Peter Goetz bei: „Ich habe mit der Förderschule meinen Weg gemacht. Ohne den Wechsel zu Sonderschule hätte ich die Hauptschule nicht geschafft und meine Ausbildung zum Lackierer nicht hingekriegt.“
Für den Erhalt der Schule sprach sich die CDU-Kreisvorsitzende Christel Bartelmei aus: „Während des Schuljahres kommt es auch vor, das einige Fünfklässler von den Regelschulen zur Förderschule wechseln, doch wo sollen die dann hin, wenn es keine fünfte Klasse mehr gibt?“ Auch Varels SPD-Ratsherr Dominik Helms befürwortet den Erhalt. Jost Etzold von der FDP betonte aber: „Wenn wir die 13 nicht vorweisen, braucht der Antrag in Hannover gar nicht erst gestellt zu werden.“
Da hakte der Kreistagsabgeordnete Iko Chmielewski (MMW) ein. „Für mich wäre es interessant, ob und wie viele Eltern von Kindern mit dem inklusiven Förderunterricht der fünften Klassen an den Regelschulen unzufrieden sind und über einen Abbruch der Inklusion nachdenken und damit an einem Wechsel ihrer Kinder an eine Förderschule interessiert wären. Für diese Schüler ist zurzeit der Wechsel verbaut, da es aktuell keine fünfte Klasse an der Pestalozzischule Varel gibt. Vielleicht könnte man, die Schulbehörde mit gesicherten Daten doch noch überzeugen, dass der Antrag auf den Erhalt der Förderschule notfalls auch als Kombiklasse mit 13 Kindern aus dem fünften und sechsten Jahrgang genehmigt werden könnte.“
Chmielewski wolle bei der Kreisausschusssitzung beantragen, den Beschluss über eine Antragstellung notfalls bis zum 30. April zu verschieben, um den Eltern mehr Zeit zu verschaffen, sich gut zu informieren und dann entscheiden zu können.