Bockhorn - Noch sind Handwerker damit beschäftigt zu verputzen und die Beleuchtung zu installieren. Auch Wände müssen im Klinkerzentrum an der Südstraße in Bockhorn noch eingezogen werden. Wo derzeit kräftig gewerkelt wird, sollen zum 1. August bis zu sieben Jugendliche in einer Wohngruppe zusammenleben und die Berufswelt kennenlernen.
Es sei ein Pilotprojekt, das es so in der Region bislang noch nicht gebe, sagen Claudia Preuß, Leiterin des Waisenstiftes Varel, und Jörg Albers, Geschäftsführer des Unternehmens Albers-Logistik in Varel. Gemeinsam wollen sie als Kooperationspartner mit dem Ausbildungszentrum und der Wohngruppe „Klinkerpark“ an den Start gehen. Das Angebot richte sich an benachteiligte Jugendliche ab 14 Jahren mit und ohne Migrationshintergrund, erzählt Claudia Preuß. Die Berufsanfänger kommen aus vollstationären Maßnahmen der Jugendhilfe.
Rund um die Uhr werden sie in Bockhorn von Mitarbeitern der Jugendhilfe im Schichtdienst betreut, essen und kochen gemeinsam. Auch eine Hauswirtschaftskraft ist vor Ort. Jeder der Jugendlichen hat im Obergeschoss sein eigenes Zimmer und persönlichen Ansprechpartner, der in Kontakt zum Ausbildungsbetrieb und zur Berufsschule steht. Ein großer Aufenthaltsraum mit Wohnzimmer steht den Jugendlichen ebenso zur Verfügung, wie ein moderner Sanitärbereich.
Vorerst werden vier junge Männer Anfang August einziehen. Davon beginnen zwei bereits eine Ausbildung bei Albers-Logistik in Varel. Die anderen beiden befinden sich noch in der Berufsfindung. „Ziel ist die Verselbstständigung“, beschreibt Claudia Preuß das Konzept. Auch weiblicher Fachkräftenachwuchs sei durchaus willkommen, sagt sie. Die Jugendlichen sollen selbstständig ihren Alltag meistern und im Arbeitsleben Fuß fassen. Albers-Logistik in Varel ist Eigentürmer und Vermieter des Gebäudes. Sämtliche Kosten für die Unterbringung und Betreuung der Jugendlichen übernimmt das Waisenstift.
Es werde immer schwieriger, Auszubildende im Bereich Berufskraftfahrer und Logistik zu finden, meint Jörg Albers. Gleiches gelte für den Kfz/Mechatronik-Bereich. Das Unternehmen erhoffe sich durch dieses Projekt Fachkräftenachwuchs zu gewinnen. Es müsse sich Schritt für Schritt entwickeln, so Albers. Entstanden sei die Idee durch eine Veranstaltung der Oldenburgischen Industrie- und Handelskammer.
Er könne sich durchaus vorstellen, dass auch weitere Unternehmen mitmachen wollen, sagt Jörg Albers. Auch eine Erweiterung des Ausbildungszentrums sei möglich. Ausreichend Grundstückfläche ist vorhanden. Im Außenbereich entsteht zurzeit ein Pausenbereich. Rund 100 000 Euro investiert das Unternehmen in den Umbau des Klinkerzentrums, das Ende der 70er Jahre gebaut wurde.
Das Projekt habe eine ganz tolle Wirkung, freut sich Claudia Preuß und verweist auf den außerschulischen Lernort Technik und Natur, der ebenfalls ins Gebäude einzieht.