Oldenburg /Delmenhorst Kehrtwende im Fall Niels Högel: Das Klinikum Delmenhorst will angeklagte Ex-Kollegen des Serienmörders, die noch dort arbeiten, von Patienten fernhalten. Das Krankenhaus reagiert damit offenbar auf die Forderung der Angehörigen von Högel-Opfern.
„Nach intensiven Gesprächen zwischen Klinikleitung und den drei im Fall Niels H. angeklagten Mitarbeitern sind alle Beteiligten einvernehmlich zu dem Schluss gekommen, dass die Beschäftigung der Angeklagten zwar wie geplant aufrecht bestehen bleibt, der weitere Dienst sich bis zur Urteilsverkündung aber auf patientenferne Tätigkeiten beschränken wird“, erklärte Krankenhaus-Geschäftsführer Thomas Breidenbach am Montag. Es gelte die Unschuldsvermutung. „Aufgrund der erhöhten Sensibilität und Brisanz der aktuellen Entwicklungen waren wir uns aber alle einig, nun diesen Schritt zu gehen“, sagte Breidenbach.
Die Klinikleitung hatte zunächst Konsequenzen für die beschuldigten Mitarbeiter abgelehnt und auf „das hohe fachliche Ansehen“ der Betroffenen hingewiesen.
Christian Marbach (Ganderkesee), Sprecher von Angehörigen, begrüßte das Umdenken. „Eine Entscheidung, die wir als Angehörige der Klinikopfer eingefordert haben und die wir, auch in Anbetracht der juristischen Unschuldsvermutung, akzeptieren“, sagte Marbach der NWZ.
Die Staatsanwaltschaft Oldenburg hat insgesamt sechs Ex-Kollegen von Högel im Klinikum angeklagt: vier Pfleger und zwei Ärzte. Ihnen wird Totschlag durch Unterlassung vorgeworfen. Die Anklage geht davon aus, dass drei Morde und zwei Mordversuche von Högel 2005 hätten verhindert werden können.