Oldenburg/Langeoog - Horst Neumann surft seit 40 Jahren. Seit er sein Blumengeschäft Ende 2012 an Anke Knabe übergeben hat, bleibt ihm etwas mehr Zeit, mit seinem 3,40 Meter langen Olympiabrett über die Wellen vor Langeoog zu gleiten. Da der 75-Jährige noch so fit ist, konnte er einen älteren Kölner aus „Seenot“ retten, der beim Muscheln–Sammeln auf der Sandbank vor der Insel die Zeit vergessen hatte.
„Es war dieser erste wunderbare warme Tag“, erzählt Neumann, „und ich war mit dem Brett draußen. Wer sich mit der Nordsee nicht so auskennt, unterschätzt ja oftmals, wie schnell das Wasser aufläuft“. Offenbar war der Mann aus Köln bei Niedrigwasser auf die Sandbank hinausgelaufen und dann so mit den Muscheln beschäftigt, dass er gar nicht bemerkte, wie das Wasser zurückkam. Unversehens habe der Mann nur noch Wasser um sich herumgesehen und Panik bekommen, dass er ertrinken könne.
Jedenfalls bemerkte Neumann, dass der Mann um Hilfe rief und surfte zu der Sandbank rüber. Auch andere Inselgäste hatten bereits die Not des Mannes bemerkt und schon die Feuerwehr und die Rettungskräfte verständigt.
Neumann war jedoch mit seinem Board schnell bei dem Muschelsucher, beruhigte ihn und setzte den Mann zu sich aufs Brett. „Bei dem großen Surfbrett und einer Segelfläche von 8,5 Quadratmetern ist das kein Problem“, erzählt er.
Und so brachte er den Mann sicher wieder an den Strand, wo die Freiwillige Feuerwehr schon vorgefahren war und ein Schlauchboot für den Rettungseinsatz im Schlepp hatte. Da der Kölner den Rettungseinsatz ausgelöst hatte, wird er ihn wohl auch bezahlen müssen.
Horst Neumann, der seit Jahrzehnten auf Langeoog Urlaub macht, berichtet, dass es immer wieder vorkomme, dass Wattspaziergänger Ebbe und Flut nicht im Blick hätten. Viele wagten sich zu weit raus und würden dann vom Wasser überrascht. Manche würden auch die Orientierung verlieren, die sich ohne Wattführer auf den Weg machten.
Früher surfte Neumann auch auf Hawaii. „Das waren andere Zeiten“, sagt er. Aber durch das Surfen bleibt man fit, berichtet er über sein Hobby. Von Langeoog nach Baltrum wolle er noch lange surfen, hatte er gesagt, als er das Blumengeschäft 2012 an Floristenmeisterin Anke Knabe übergeben hatte. Noch heute ist er dort immer im Einsatz, aber eben auch gern mal auf Langeoog. Zumindest der Kölner Urlauber war ihm sehr dankbar dafür, dass er zur Stelle war.
Horst Neumann hatte über Jahrzehnte das 1948 von seiner Mutter gegründete Blumengeschäft ausgebaut und war 2005 von der Heiligengeiststraße an die Alexander-straße umgezogen. Ein besonderes Anliegen war ihm immer die Ausbildung von jungen Menschen.