Wangerland/Coburg - Über den Weihnachtsmarkt bummeln, ein Adventskonzert besuchen, die letzten Geschenke für die Kinder besorgen, in gemütlicher Runde Punsch trinken und Kekse knabbern – all das ist für Oliver Frank undenkbar.
Der 42-Jährige wohnt in Coburg, ist aber gerade für einige Stunden im Wangerland unterwegs: auf Wohnungssuche. Lange kann er nicht bleiben – schnell muss er wieder zurück zu seiner Familie.
Denn Oliver Frank ist Vollzeitpfleger. Neben seinen beiden Töchtern Leonie und Lilly, hat er einen Sohn, Laurin – der ist schwerbehindert. Was er genau hat, weiß niemand. Seine Frau Katrin ist an Multipler Sklerose (MS) erkrankt, zudem an Morbus Krohn.
Erst viel später ganz nebenbei berichtet Oliver Frank noch mehr: Er selbst litt in diesem Jahr an einer schweren Nervenerkrankung, war halbseitig gelähmt, nach einer Hüftkopfnekrose musste er eine neue Hüfte bekommen. Und dennoch sitzt er da und lächelt. „Es hat noch nie geholfen, sich hängen zu lassen“, sagt er. „Anderen Menschen geht es noch viel schlechter.“
Familie Frank sucht langfristig eine Wohnung im Norden. Das wichtigste: Platz. Es sollte mindestens 6 Zimmer geben.
Vorstellbar wäre ein Resthof mit Scheune und Fläche. „Gern kann es auch ein älteres Objekt sein, das sich noch gestalten lässt“, sagt Vater Oliver Frank. „Es kann gerne ein Haus mit Geschichte sein.“
Angedacht ist auch die Haltung von Alpakas/Therapiehunden – auch Tiere sollten willkommen sein.
Die Miete: maximal 1000 Euro kalt.
Weitere Infos direkt bei Oliver Frank, Tel. 0157/ 88 36 31 18.
Dem miesen Schicksal die Stirn bieten, das ist das Motto von Oliver Frank. Und deshalb tut er jetzt alles dafür, dass er mit seiner Familie in den Norden ziehen kann. Umziehen in die Gegend, in der die Luft besser ist und es seiner Frau Katrin besser geht. Umziehen in ein Haus mit ausreichend Platz, damit sich die Töchter zurückziehen können – und Laurin in der Familie bleiben kann, solange es geht. Einfach ist das nicht.
Rund um die Uhr Hilfe
Laurin ist elf Jahre alt, aber aufgrund einer Entwicklungsverzögerung auf dem Stand eines Dreijährigen. Er kann nicht sprechen, nur quietschen und sich mit Gebärdensprache verständigen. Er leidet an Inkontinenz und Muskelschwäche, kann nachts oft nur wenige Stunden schlafen.
In der Stadt ist Laurin überreizt von Gerüchen und Menschenmengen. Gefahren kann er nicht einschätzen. Das bedeutet: „Laurin braucht rund um die Uhr Hilfe. Ohne geht es nicht“, sagt Oliver Frank. „Er braucht Struktur und einen klaren Tagesablauf.“ In der Schulzeit hat er den: Laurin besucht eine Förderschule. In den Ferien wird das schon schwieriger.
Welcher Gendefekt bei Laurin vorliegt, weiß Familie Frank noch nicht. „Es gibt mehr als 24 000 Chromosomen, von der Krankenkasse wird die Untersuchung von fünf übernommen.“ Das hat den Franks nicht geholfen.
Lange in der Familie sein
Aber: Seit einiger Zeit läuft eine Studie, in die Laurin aufgenommen wurde. Nun hat die Familie Hoffnung, im nächsten Jahr Klarheit zu erhalten. „Wir wollen endlich wissen, was Laurin hat – und wie lange er leben wird.“
Laurin jetzt schon in Pflege zu geben, kommt für die Familie nicht in Frage. „Solange es noch geht, soll er bei uns leben.“ Auch wenn das bedeutet, dass Vater Frank nicht arbeiten kann. „Früher habe ich in der Kfz-Werkstatt meiner Eltern gearbeitet. Heute kümmere ich mich Vollzeit um Katrin und Laurin.“ Anders geht es nicht.
Erschwert wird all das durch die Wohnsituation. Die Familie hat zwar ein gutes Verhältnis zu ihrem Vermieter, auch die Nachbarn kennen die Familie und ihre Situation gut. Aber: „Wir wohnen in einer hügeligen Gegend, zudem ist das Haus nicht behindertengerecht.“ An der Küste wohnen, auf flachem Land, bei gesunder Luft – das wäre wunderbar.
Genug Platz für alle
Was sich die Familie gut vorstellen kann: ein Resthof mit einem Garten – gern in Friesland, gern im Wangerland. Die Familie ist offen für alles.
Viele Menschen aus der Heimat, sogar in ganz Deutschland wollen helfen: „Es haben sich verschiedenste Laufgruppen gebildet, die uns unterstützen. Dafür sind wir unglaublich dankbar.“ Ein Spendenkonto ist bei der Gemeinde eingerichtet worden, hier wird nur für Laurin gesammelt.
Doch es gibt auch die andere Seite: Menschen, die der Familie die Spendenaktionen nicht gönnen. Menschen, die behaupten, das Geld würde einfach woanders hineinfließen. „Das ist zwar gar nicht möglich, weil wir einen Antrag bei der Gemeinde stellen müssen und nur den Sachgegenstand, nicht das Geld, bekommen“, sagt Oliver Frank. Doch das wird dann einfach übersehen.
Ebenso läuft es bei der Wohnungssuche. „Ich muss deutlich machen, dass wir trotz allem eine normale Familie sind. Dass wir unsere Miete pünktlich zahlen, nichts kaputt machen – und einfach nur eine Bleibe suchen, in der sich alle wohlfühlen.“
Oliver Frank versucht, all die negativen Stimmen nicht zu beachten. Ihm ist nur wichtig, dass er seine Familie trotz der Schicksalsschläge glücklich macht – dafür wird er, wie bisher auch, kämpfen. „Das Schicksal meinte es bisher nicht gut mit uns. Vielleicht ändert sich das bald“, sagt Oliver Frank.