Bad Zwischenahn - Die erste Jugendforensik in Niedersachsen ist rund ein Jahr nach ihrer Eröffnung überbelegt. Derzeit werden 25 jugendliche und heranwachsende Patienten in der Einrichtung auf dem Gelände der Karl-Jaspers-Klinik in Bad Zwischenahn (Kreis Ammerland) betreut, wie die ärztliche Leiterin der Jugendforensik, Bettina Hackenbroch-Hicke sagte.
Die Einrichtung für junge Straftäter mit einer Suchterkrankung oder einer schweren Persönlichkeitsstörung ist ausgelegt für 24 Patienten, die rund um die Uhr bewacht werden. Aufgenommen werden Jugendliche und Heranwachsende, die nach dem Jugendstrafrecht zum Maßregelvollzug verurteilt worden sind.
Die Patienten leben in Wohngruppen von meist sechs Personen zusammen. „Die Besonderheit ist, das wir die Fähigkeiten trainieren, die Jugendliche und Heranwachsende in diesem Alter brauchen werden, um im Leben zurecht zu kommen, sagte Hackenbroch-Hicke. Während ihres Aufenthalts sollen die Patienten zudem ihre Straftat aufarbeiten und sich ausgiebig mit ihrer Erkrankung auseinandersetzen. Patienten bekommen die Möglichkeit, einen Haupt- oder Realschulabschluss sowie erste berufliche Qualifikationen zu erwerben.
Aus Sicht des Niedersächsischen Richterbundes ist die Jugendforensik eine wichtige Einrichtung. Jugendliche und Heranwachsende müssten anders behandelt werden als Erwachsene, sagte der Vorsitzende Frank Bornemann. Ein spezialisiertes Angebot mit dem entsprechenden Fachpersonal erhöhe die Chance auf eine erfolgreiche Resozialisierung der Patienten. „Es ist wichtig, dass die Menschen positiv verändert aus dem Freiheitsentzug kommen.“ Drogen würden von Jugendlichen oft unterschätzt. „Es deutet einiges darauf hin, dass durch Drogen ausgelöste Störungen bei Jugendlichen zunehmen.“
Das erste Jahr der Jugendforensik in Bad Zwischenahn war aus Sicht der ärztliche Leitung störungsarm. „Ich bin zufrieden, dass die Konzeption gut aufgegangen ist und sich bisher bewährt hat“, sagte Hackenbroch-Hicke. „Es gibt schon Auseinandersetzungen zwischen den Jugendlichen und Heranwachsenden“, berichtete sie. „Es gibt auch Situationen, in denen sich Patienten bedrohlich gegenüber einem Mitarbeiter verhalten.“ Große Probleme habe es bislang aber nicht gegeben.
Das Sozialministerium, das die Einrichtung vor rund einem Jahr eröffnet hatte, zeigte sich ebenfalls zufrieden. „Das Behandlungskonzept überzeugt. Die Patientinnen und Patienten arbeiten gut mit, das Personal hat sich in die neue Aufgabenstellung rasch und erfolgreich eingearbeitet“, teilte eine Sprecherin mit. „Aufgrund der bisherigen Erfahrungen ist damit zu rechnen, dass gerade für Jugendliche und Heranwachsende auch in Zukunft ein hoher Bedarf an Behandlungsplätzen, die nach diesem Konzept arbeiten, bestehen wird.“