Steinhausen Lärm könne schädlich sein für den gesamten Körper: „Nach der Luftverschmutzung ist Lärmbelästigung der zweitgrößte Umweltfaktor, der krank macht.“ Das betonten Wiebke Behrens, Hörgeräteakustik-Meisterin aus Verden, und Jürgen Mundt, Spezialakustiker für hörgeschädigte Kinder, Wiesmoor, am Donnerstagabend vor dem Gesprächskreis für gesunde Ernährung und Lebensführung in Bockhorn (GELB) in der Altdeutschen Diele in Steinhausen.
Schon der Fötus könne hören, Herzschlag und Blutrauschen der Mutter, eigentlich gebe es immer das ganze Leben lang eine Geräuschkulisse, doch schnell werde auch das Ohr geschädigt. Die Maßeinheit ist Dezibel (db), lautes Schnarchen zum Beispiel kann bis zu 95 db erreichen, das lasse sich nur eine Stunde aushalten. In der direkten Nähe zu Konzertlautsprechern (105 db) ist das Ohr nach fünf Minuten geschädigt.
Die Ohren seien immer aktiv, auch im Schlaf, das Gehirn reagiere auf die Reize, instinktiv werden Geräusche gefiltert. Mundt: „Aber heutige Kinder verlernen diesen Instinkt, ihr Gehirn kann nichts mehr filtern, die Folge sind Aufmerksamkeitsstörungen.“ Die Menschen gönnen sich keine Ruhepausen mehr. Wiebke Behrens zufolge treffen Ältere die Aussage: „Ich höre alles, aber ich verstehe nichts.“ Das Sprachverständnis lasse nach, in geräuschvoller Umgebung kommen sie nicht mehr zurecht.
Jürgen Mundt: „Man hat nur einmal ein gesundes Gehör, das sollte man pflegen.“ Leider würden die Betroffenen oft die ersten Schädigungen gar nicht merken, die Mitmenschen schon eher, so, wenn der Fernseher immer lauter gestellt wird. Der Rat der beiden Fachleute: „Rechtzeitig zum Arzt und Hörgeräteakustiker gehen.“ Heute gebe es die verschiedensten Geräte und Hörschutzteile, speziell zum Beispiel für Jäger, Sportschützen oder Motorradfahrer. Aber: „Hörgeräte schaffen irgendwann auch keine 100 Prozent mehr, wenn man zu lange wartet.“
Steinhausen ist halb umstellt von Windkraftanlagen, ein Zuhörer wollte mehr über Infraschall wissen. Jürgen Mundt: „Das Geräusch der Rotorblätter, wenn sie zu nah stehen, wird auch im Schlaf im Unterbewusstsein wahrgenommen, vom Gehirn als Gefahr erkannt. Die Menschen kommen nicht zur Ruhe, die Folge sind Schlaf- und Ess-Störungen. Es schädigt nicht das Ohr, aber den Körper.“