BREMEN - Es ist die Geschichte des Boxers Johann „Rukeli“ Trollmann, die der Bremer Regisseur Eike Besuden (Pinguin Studios) im Dokudrama „Gibsy“ nachzeichnet. Derzeit laufen die Dreharbeiten in Bremen.

Johann Trollmann (Jahrgang: 1907) aus Hannover ist ein Siegertyp. Er wird hofiert, wo er auftritt. Und er gewinnt meistens seine Kämpfe. Ende der 20er Jahre deutet nichts darauf hin, dass sein Leben in einer Katastrophe enden wird. Trollmann wird Boxprofi. Im Juni 1933 gewinnt er sensationell die Deutsche Meisterschaft im Halbschwergewicht gegen Adolf Witt. Es ist sozusagen der Anfang vom Ende. Der Boxverband, in dem die Nazis die Macht übernommen haben, erkennt den Hannoveraner ab, weil er Zigeuner ist und „undeutsch und unsportlich boxt“.

Trollmann wird noch einmal in den Ring zitiert. Gegner ist Gustav Eder, stärkster Halbschwergewichtler seiner Zeit. Trollmann verliert, obwohl er der bessere Boxer ist. Seine Karriere ist beendet. Er laviert sich zunächst durch die Nazi-Jahre, wird mit Kriegsbeginn zur Wehrmacht eingezogen, landet später in verschiedenen Konzentrationslagern. Im März 1943 fordert ihn ein Kapo zum Kampf heraus. Der geschwächte Trollmann gewinnt. Und unterschreibt damit quasi sein Todesurteil. Der Kapo rächt sich. „Sein letzter Sieg kostete ihn sein Leben“, sagt Besuden.

Der Filmemacher ist vor rund zehn Jahren in Hannover auf die Geschichte Trollmanns gestoßen. Nach schwierigem Start stiegen mit Bremedia und Bavaria große Produktionsfirmen ein. Doch die kippten das Projekt im Frühjahr 2010. Nach drei Flops mit Streifen über Sportschicksale im Dritten Reich schien das Thema ausgelutscht zu sein. Besuden schwenkte um: „Dann wird’s ein Dokudrama.“ Der NDR stieg ein, Nordmedia bewilligte Fördergelder.

Noch bis Juli laufen die Dreharbeiten unter anderem in einer Lagerhalle in der Überseestadt. In die Rolle Trollmanns schlüpft der junge Schauspieler Hannes Wegener aus Potsdam. Er hat für seine Rolle eigens vier Wochen Boxunterricht genommen.

Im Herbst soll „Gibsy“ (jenen Spitznamen hat sich Trollmann auf seine gelben Boxershorts sticken lassen) fertig sein.