Bremen Bremen sollte nicht länger über „Armutsgefährdung“, „häufige Staus“ und „marode Straßen“ jammern, sondern die qualitativen Aspekte des Lebens in den Mittelpunkt rücken. Weiche Standortfaktoren wie der Zeit-Wohlstand, also das Gefühl, Zeit für sich zu haben, werden die urbanen Attraktivitätsfaktoren der Zukunft sein. So könne die nachhaltige Wachstumsagenda für die Bremer nur lauten: „Gut leben statt viel haben.“ Diese und andere Thesen stellte der Hamburger Zukunftsforscher Professor Dr. Horst Opaschowski am Mittwochabend beim Neujahrsempfang des CDU-Wirtschaftsrates im Atlantic Grand Hotel auf.
Opaschowski, 79 Jahre alt, referierte zum Thema „Wissen, was wird. Visionen für Bremens Zukunft“. Zuvor gab der Erziehungswissenschaftler und Publizist einige gesamtgesellschaftliche Prognosen ab. Demnach werden die Menschen immer krisenerfahrener. „Krisen und Konflikte werden Alltagswirklichkeit.“ Und das Umweltbewusstsein werde weiter geschärft. Zugleich bleibe aber ein Verzicht auf Urlaubsreisen in weiter Ferne. „In den schönsten Wochen des Jahres bleibt der Klimaschutz zu Hause“, sagt Opaschowski. Und weiter: „Klimaschutz ist noch keine Herzenssache.“
Vertrauen, Verlässlichkeit, Verantwortung und vor allem Familie würden zu den Werten des neuen Jahrzehnts. „Wer sich um andere sorgt, lebt länger“, sagt der Zukunftsforscher. Ein Blick auf die demografische Entwicklung zeige: 2050 wird es rund 120 000 Hundertjährige geben. „Das sind keine guten Nachrichten für die Erben-Generation“, sagt der Wissenschaftler. Laut Opaschowski ändern sich in den 20ern ohnehin die Lebensziele. Gesundheit und soziale Geborgenheit werden wichtiger als Geld, Sicherheit wichtiger als Freiheit und mehr Lebensqualität wichtiger als höherer Lebensstandard.
„Eliten“ und „abhängig Beschäftigte“ seien von gestern. „Die Trendpioniere der Zukunft sind eher jung, urban und gebildet.“ Und das Gesicht der Zukunft prägten in Bremen Singles und Senioren, Baugemeinschaften und Mehrgenerationenhäuser sowie das Engagement für wohnortnahe Projekte. Und die Politik? Die muss laut Opaschowski „positive Visionen“ und „verlässliche Zukunftsperspektiven liefern“.