BREMEN Das Domportal ist am Freitag zum Mahnmal umfunktioniert worden. Es soll, so steht es auf einer nach dem Mittagsgebet eingeweihten Tafel, die Menschen dazu auffordern, „sich Diskriminierungen aus ethnischen und religiösen Gründen bewusst zu machen und sie entschieden zurückzuweisen“. Anlass sind antisemitische Darstellungen auf den Türen des Doms, die der Kölner Künstler Peter Fuchs gegen Ende des 19. Jahrhunderts – im Jahr 1891 – gestaltet hatte.
Das linke Portal zeigt Szenen aus dem Alten Testament, das rechte Bilder aus dem Neuen Testament. Auf einigen Bildern werden Juden auf bösartige Weise karikiert. In den „deutlich antisemitischen Zügen“, so steht es nun auf der Tafel, „nehmen die Domtüren das christliche Kunstverständnis ihrer Zeit auf“. Es handele sich um „christliche Antijudaismen“.
Die Portale seien, so hieß es bei der Tafel-Einweihung, Ausdruck der „Gesellschaftsfähigkeit des Antisemitismus“ jener Tage: „Fuchs arbeitete im Geist seiner Zeit und dieser Geist beinhaltete Antisemitismus.“ Die Domgemeinde wisse um das schwere Leid, das den Juden in der Zeit des Nationalsozialismus zugefügt wurde, heißt es auf der neuen Tafel – und: „Auch unsere Gemeinde hatte daran ihren Anteil.“ Damals hingen Hakenkreuzflaggen auch am Dom.
Das Mahnen der Domgemeinde, es richtet sich gegen das Verhalten jener Menschen, die – so Pastor Christian Gotzen im Mittagsgebet – „mehrheitlich geschwiegen oder, wie hier am Dom, auch gebilligt haben, was geschehen ist“. Welche Bedeutung dem neuen Umgang mit dem Domportal zugemessen wird, zeigte auch, dass Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) am Mittagsgebet teilnahm.
Vor der neuen Tafel sprach anschließend Parlamentspräsident Christian Weber: „Bremen verfügt über eine langjährige und vor allem lebendige Tradition des Erinnerns. Dazu zählt wesentlich die kritische Auseinandersetzung mit dem Nazi-Terrorregime.“ 64 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die Tafeln schließlich, pünktlich zum Kirchentag, geändert.