Bremen - Frieda ist hellwach und beschnuppert eine Kleiderprobe von Frauchen und Hundetrainerin Michaela Ristau, die an Typ-1-Diabetes leidet. Ein klares Signal. „Darin ist Schweiß aus einer Phase der Unterzuckerung“, sagt Ristau. „Frieda“ weiß, was zu tun ist.
Die vierjährige Flatcoated-Retriever-Hündin bringt ein Etui mit dem Blutzuckermessgerät, dann ein Fläschchen Orangensaft und, sofern Frauchen nicht reagiert, drückt sie auf einen Alarmknopf. Durch Unterzuckerung können Diabetiker bewusstlos werden. Hündin Frieda und Michaela Ristau werden im August auf der Messe „Bremen bellt“ zu sehen sein. Dort sind Assistenz- und Therapiehunde ein großes Thema.
Hunde riechen die Unterzuckerung lange bevor die Betroffenen etwas merken. Eine wertvolle, aber zumeist teure Hilfe. 15 000 bis 20 000 Euro kostet ein Diabetes-Anzeige-Hund. Bislang gibt es keine Zuschüsse. „Aufgrund der Folgeerkrankungen sind viele Erkrankte nicht voll berufstätig. Für sie ist das nicht zu finanzieren“, sagt Ristau.
Ihre Lösung: Fachlich angeleitet, trainiert der Diabetiker seinen Hund selber. 15 Minuten üben pro Tag sind dafür nötig. Alle drei bis vier Wochen geht es für Hund und Halter am Wochenende auf den Lehrgang zu Michaela Ristau. Die Prüfung nimmt der Verein „Dogs with Jobs“ nach eigenen Vorgaben ab, da die Politik noch keine Standards definiert hat. Die Ausbildung dauert ein bis eineinhalb Jahre und kostet 2500 bis 3000 Euro, wie es heißt.
Aus der Messe „Bremen tierisch“ ist wieder die Rassehundeausstellung „Bremen bellt“ geworden. „Wir haben uns wieder auf den Hund reduziert, denn zu den anderen Tieren gehören Ehrenamtliche, für die es eher schwer ist, eine solche Veranstaltung zu stemmen. Im Hundebereich haben wir darin Routine“, sagt Hermann Pille, Vorsitzender des Verbands für das deutsche Hundewesen Weser-Ems: „Auch die Bedingungen für die exotischen Tiere waren nicht von schlechten Eltern. Um die Schlangen zu zeigen, haben wir Terrarien für 10 000 Euro herstellen lassen.“
Am Samstag, 5. August, wird die neunte Internationale Rassehunde-Ausstellung zu sehen sein, am Sonntag, 6. August, die neunte Nationale Rassehunde-Ausstellung. Im vergangenen Jahr waren 4457 Hunde aus 22 Ländern mit von der Partie. Damit rechnen die Veranstalter auch in diesem Jahr. Dazu kommen Aussteller und ein üppiges Begleitprogramm. Showhunde und Rettungshunde sowie „Dogdance“ sind dabei und auch weitere Hunde mit verantwortungsvollen Aufgaben. „Hunde haben eine unglaubliche Bandbreite“, sagt Pille: „Wir zeigen sie als Freizeitbegleiter, als Assistenz- und auch als Therapiehunde.“
Mit dem Hund als Therapeuten habe man schon hervorragende Erfahrungen gemacht. „Wir hatten hier einen geistig Behinderten, der vollständig in seiner eigenen Welt lebte. In Gegenwart eines Therapiehundes nahm er plötzlich die Umwelt wieder wahr, auch seine Eltern. Für eineinhalb Stunden war er wieder in unserer Welt“, erzählt Pille. Ein Hund habe auch einem autistischen Kind geholfen, das man eigentlich nie habe allein lassen können. „Der Begleithund gab dem Kind Sicherheit. Die Mutter konnte dann auch mal zehn Minuten etwas anderes machen“, so Pille weiter.
„Bremen bellt“ findet am 5. und 6. August von 9 bis 17 Uhr in den Hallen 4 bis 7 auf der Bürgerweide statt. Das Rahmenprogramm ist von 10.15 Uhr bis 14.45 Uhr in Halle 4 zu sehen. Eintritt: Tageskarte sieben Euro (ermäßigt fünf Euro), Familien (zwei Erwachsene, beliebig viele Kinder) 15 Euro, Hunde (mit Impfpass) zwei Euro, Kinder unter sechs Jahren frei.