Bremen - Die „Sternenklause“ war einmal eine kleine Eckkneipe im Rembertiviertel. Legendär war vor allem ihr Wirt. Als vor etwa 50 Jahren im Rahmen von städtebaulichen Umwälzungen große Teile des Viertels dem Erdboden gleich gemacht wurden, verschwand auch die „Sternenklause“. Am Wochenende aber wurde sie noch einmal für eine Nacht zum Leben erweckt – und zwar auf der Rasenfläche einer großen Verkehrsinsel.
Der Medienkünstler und Anwohner Jürgen Amthor hat den Schankraum der Kneipe rekonstruiert. Auf einer Fläche von sechs mal sieben Metern stehen an diesem Abend Tische und ein Tresen.
Hinter dem Tresen sind auf einer Leinwand Dias des Rembertiviertels aus längst vergangenen Zeiten sehen. „Das sind rund 150 Fotos aus den 20er bis 60er Jahren“, sagt Amthor.
Gäste des temporären Kneipen-Revivals versuchen meist vergeblich, Orte wiederzuerkennen. Damit haben selbst diejenigen Probleme, die das alte Viertel noch aus eigenen Erinnerungen kennen. Das, was Amthor mit der Freiluft-Installation sagen will, ist also unmissverständlich: Heute sieht das Areal einfach komplett anders aus. Altbremer Häuser, kleine Läden und schmale, verwinkelte Wohnstraßen sind der Discomeile, der Hochstraße, Hochhäusern und einer überdimensional großen Verkehrsinsel gewichen.
„Schrecklich sieht das heute hier aus“, sagt Günter Lindemannn, der 1942 im Rembertiviertel geboren wurde und noch heute in seinem Elternhaus wohnt. „Dabei war das Viertel nach dem Krieg kaum zerstört“, ergänzt er. Die sogenannte Mozarttrasse konnte bekanntlich Anfang der 70er Jahre durch den hartnäckigen Protest von Anwohnern verhindert werden. Gegen den Bau des Rembertirings Mitte der 60er Jahre gab es jedoch keinen nennenswerten Widerstand.
Als junger Mann war Lindemann auch Stammgast der „Sternenklause“. „Die Kneipe war direkt um die Ecke und ich mochte den Wirt“, erzählt er. Inhaber Karl Bliemeister, von allen nur „Karlchen“ genannt, soll ein sehr eigenwilliger Typ gewesen sein. „Der redete, wie im der Schnabel gewachsen war. Und wenn er jemanden nicht mochte, ließ er den gar nicht erst rein“, erinnert sich der Zeitzeuge lachend. Wann genau die „Sternenklause“ dicht machen musste, weiß heute keiner mehr so genau. „Karlchen“ betrieb noch für ein paar Jahre eine Kneipe um die Ecke (am Fedelhören), bevor er Bremen verließ.