Bösel - Geflügelmist fällt in dieser Region reichlich an. Soviel, dass die hiesigen Felder dafür längst nicht mehr ausreichen. Stattdessen fahren aus dem Oldenburger Münsterland jährlich mehr als 100 000 Lastwagen in andere Regionen. Statt Geld damit zu verdienen, müssten die Landwirte derzeit dafür sogar bezahlen. Dabei haben die Laster wertvolle Rohstoffe geladen, weiß Harmanus Tapken aus Bösel. „Ein Unding, was da passiert“, meint er.
Seit rund 20 Jahren arbeitet der Tüftler und Erfinder an einer Lösung. Seine Idee: den Geflügelmist verbrennen. Auch Gärreste aus Biogasanlagen könnten verarbeitet werden. Es entstehen Wärme (thermische Energie) und wertvolle Pflanzenkohle (Pyrolyse-Asche). Tapken hat für seine Anlage, die er sich hat patentieren lassen, Industrie oder landwirtschaftliche Betriebe im Blick, für die sich die Anschaffung des derzeit rund 80 000 Euro teuren Ofenanlage samt Wärmetauscher, die als Prototyp in Rotenburg an der Wümme steht, rentiert. Die Anlage in Rotenburg hat er gemeinsam mit einer Unternehmen unter dem Titel EC Bio Heat errichtet.
Der Mist müsse zunächst getrocknet und zu Pellets verarbeitet werden. Die Technik dafür sei längst am Markt. Bei rund 50 Kilogramm Pellets, die in der Stunde verbrannt werden, entsteht eine Feuerungswärmeleistung von rund 160 kW-Stunden.
Der Vorteil: Gas oder Heizöl könnten in hohem Maße eingespart werden. Eine Tonne Mist, rechnet Tapken vor, ergebe soviel Energie wie 400 Liter Heizöl. In einem weiteren Schritt könne auch Strom daraus erzeugt werden. Eine Anlage dazu sei in Dänemark geplant.
Die Biokohle, die zurückbleibt, könne theoretisch auf die Felder ausgebracht werden. Dafür fehlt indes derzeit noch die Genehmigung, sagte Tapken. Biokohle verwandele in Verbindung mit Mikroorganismen Gülle auf den Feldern in einen hochwertigen und lang anhaltenden Dünger – und das ohne Gestank, berichtet er. „Pflanzenkohle speichert CO
Die Anlage müsse deutlich geringere Auflagen (nach 4. Bundesimmissionsschutzverordnung) erfüllen als von Behörden gefordert. Die sähen eine andere, wesentlich strengere Kategorie der Verordnung. Tapken bezieht sich in seiner Beurteilung auch auf Verordnungen und Entscheidungen der Europäischen Union sowie des Bundesverwaltungsgerichts. Selbstverständlich müssten in seiner Anlage die Abgaswerte eingehalten werden. Das könnte über eine Abgasrückführung gewährleistet werden.
Interessierte für seine Anlage gebe es schon viele – auch im Landkreis Cloppenburg. Nur von den Genehmigungsbehörden erhofft sich Tapken mehr Unterstützung. Die Entsorgung der Gülle werden auch in Zukunft nicht leichter, ist sich Harmanus Tapken sicher. Deshalb setzt er auf seine Zukunftstechnologie und sieht sich ganz auf Linie der Energiewende.