Friesoythe/Bösel - Eigentlich sollten auch Apotheker, Zahn- und Tierärzte dabei helfen, dass von Anfang Dezember bis Weihnachten 30 Millionen Menschen in Deutschland gegen das Corona-Virus geimpft werden – wie es sich Bund und Länder als Ziel gesetzt haben. Doch es dauert noch. Aus Sicht von Susanne Schröder, Apothekerin in der Rosen-Apotheke in Bösel, könnte damit auch die ärztliche Unterversorgung des ländlichen Raumes ausgeglichen werden. Sie würde mit anpacken, genauso wie Zahnarzt Dr. Frank Holubek oder die Tierärzte Thomas Willer und Dr. Bernd Hinrichs.
Zahnärzte, Apotheker oder Tierärzte dürfen in Deutschland grundsätzlich selbständig keine Menschen impfen. Jedoch wurde kürzlich in der Ministerpräsidentenkonferenz beschlossen, mehr Berufsgruppen als nur den Ärzten das Impfen zu erlauben. Doch bis es so weit ist, müssen noch einige bürokratische Hürden beseitigt und juristische Fragen geklärt werden.
19 000 Apotheken, 38 000 Zahnarztpraxen und 10 000 Tierärzte gibt es in Deutschland. Zur Zeit bieten rund 100 000 Arztpraxen Corona-Impfungen an. Doch oft fehlt Impfstoff oder es hapert an der Logistik. Reihum beklagen sich Ärzte, dass sie weniger Dosen als bestellt erhalten. Auch das alles muss sich bessern, wenn die Neulinge für mehr Impfungen sorgen sollen.
Schulungen notwendig
Ein Jahr nach dem Start der deutschen Impfkampagne könnten die Neulinge aber bald Spritzen setzen dürfen. Jedoch müssen sie zuerst einmal geschult und geprüft werden. Die ersten Schulungen für Grippeimpfungen dienen als Modell. So sieht es auch Schröder: „Das darf alles kein Schnellschuss werden“. Vor allen Dingen könnte mit größerem Volumen – schon die Ärzte beklagen den Mangel an Impfstoff – auch der ländliche Raum mit geringerer Ärztedichte besser bedient werden. Aber die Apotheker hätten nicht darauf gewartet – „wir haben genug zu tun“. Apotheker seien „Gesundheitserbringer wie die Ärzte“. Deshalb müsse alles gut durchdacht sein – „nicht aus der Hüfte geschossen“, wie es Schröder ausdrückt.
Frank Holubek, Zahnarzt in Bösel, hat gerade den Brief mit Instruktionen von der Kammer geöffnet. Er sieht die neue Möglichkeit „sehr positiv“. Die Zahnärzte würden gerne helfen, um endlich mehr Impfkapazitäten vorzuhalten. Die Qualität müsse passen, Grundlagen geschaffen werden. Humorvoll ergänzt er: „Dann stelle ich einen Lkw vor die Tür und impfe an einem Tag einige Hundert Kunden“.
Tierärzte immer zur Stelle
Dr. Bernd Hinrichs, Tierarzt in Friesoythe, würde sich auf keinen Fall verweigern, „wenn denn genügend Impfstoff vorhanden ist“. Wenn Not am Mann sei, wären die Tierärzte – so auch bei vielen Tierseuchenfällen – immer zur Stelle gewesen. In welcher Form das Impfen dann abläuft – in einem Impfbus, in Zentren oder in Praxen – würde schon bald abgestimmt.
So sieht das auch Thomas Willer aus Bösel. Bei einer Impfaktion sollte aber ein Humanmediziner anwesend sein, um bei allergischen Reaktionen reagieren zu können. Beim Impfen in der Praxis seien allerdings Details noch nicht bekannt – es müssten zudem logistische und bürokratische Hürden aus dem Weg geräumt werden.
Nicht mitmachen würde die „Apotheke am Kirchplatz“ in Bösel. Apothekerin Claudia Engelhardt verweist darauf, dass im „Ärztehaus“, zu der die Apotheke gehört, fünf Ärzte Impfangebote machen würden.