Kreis Cloppenburg - Schon lange hat sich das Paar ein Kind gewünscht, mit 35 klappte es endlich. Die finanzielle Situation war gut, die Rahmenbedingungen perfekt. Dann gab es Komplikationen in der Schwangerschaft: Blutungen, frühzeitige Wehen und viele Klinikaufenthalte. Das Baby kam zwei Wochen zu früh. In den eigenen vier Wänden angekommen, wollte das Neugeborene nicht aufhören zu schreien. Der Arzt und die Hebamme sagten, dass Kind sei gesund. Das Baby schrie trotzdem. Hilfesuchend wandte sich der Mann an den Sozialdienst katholischer Frauen Cloppenburg (SkF).
Hilfe bekam die Familie von Regina Peters-Trippner im Rahmen des Familienhebammen-Angebots. Der Dienst, der seit 2008 vom SkF im Kreis angeboten wird, ist eine Ergänzung zur medizinischen Versorgung durch die „normalen“ Hebammen.
„Hebammen begleiten in den ersten zwölf Wochen nach der Geburt. Wir Familienhebammen betreuen auch schon vor der Geburt und bis zu ein Jahr lang“, erklärt Familienhebamme Victoria Kellermann am Mittwoch bei einem Pressegespräch im Mehrgenerationenhaus. Zudem sei die Betreuungszeit pro Termin mit eineinhalb Stunden viel höher, als die halbe Stunde, die man als Hebamme für den Hausbesuch habe.
Aktuell betreuen die drei angestellten Hebammen und eine Honorarkraft 44 Familien und Schwangere. 2015 wandten sich 99 Hilfesuchende an den Familienhebammendienst des SkF.
Es gehe bei den Besuchen der Familienhebamme weniger um das medizinische, sondern mehr um Beratung in psychologischer und sozialer Hinsicht. So betreuen die Familienhebammen Mütter von Mehrlingsgeburten oder geben Familien Hilfestellungen, in denen ein Frühchen aufwächst.
Durch den Zuzug von Flüchtlingen ergäben sich neue Herausforderungen, erläutert Koordinatorin Ines Luthmann. So muss der 17-jährigen Syrerin erst einmal mit Händen und Füßen erklärt werden, welche medizinische Hilfe es hier gibt. Denn häufig vermitteln die Familienhebammen auch weiter, an Spezialisten oder andere Betreuungsangebote.
Im Fall des von Regina Peters-Trippner betreuten Paares wurde die Schreiambulanz aus Oldenburg hinzugezogen. Die Unsicherheiten in der Schwangerschaft hatten sich auf das Kind übertragen. Durch viel Nähe wurde das Kind ruhiger. Nach drei Monaten schlief der Knirps im eigenen Bett. „Er entwickelte sich prächtig“, strahlt Peters-Trippner über ihren Erfolg.
Nun wird das Angebot der Familienhebammen noch durch eine offene Familienhebammensprechstunde ergänzt. Die Tür im Mehrgenerationenhaus, Löninger Str. 16, steht jeden Mittwoch von 10 bis 12 Uhr für Schwangere, Mütter und Familien offen.