Cloppenburg Haben Sie schon einmal ein Referat gehalten? Ja, wahrscheinlich. Aber auf Englisch? Ja, zumindest die jüngeren Leute. Aber ein Referat auf Englisch vor einer Organisation der Vereinten Nationen in Genf? Wahrscheinlich nicht. Der 15-jährige Florian Kuhn aus Cloppenburg hat das mit Bravour hinbekommen. Er referierte Ende des vergangenen Jahres in Genf über die Teilnahme an einem Naturschutzprojekt aus dem Sommer 2017 in Kirgisistan zum Schutz und zur Erforschung des Schneeleoparden vor der Organisation „Objectif Sciences International“ (OSI).
Wie man als 15-Jähriger auf solch eine Idee kommt? Nun ja, Papa Dr. Harald Kuhn und Mama Dr. Roswitha Gerdes-Kuhn haben schon etwas nachgeholfen. Die Eltern unterhalten berufliche wie private Kontakte nach Frankreich, wo OSI schon länger tätig ist. Der Sohn eines Kollegen durfte nach Kirgisistan, und da wurde einfach mal gefragt, ob Florian nicht mitwolle? Voraussetzung: Er müsse reiten, eine Drohne steuern und Französisch können.
Da war viel zu tun, ehe es auf die entbehrungsreiche Reise gehen konnte. Florian lernte Reiten in den Bührener Tannen, eine Drohne wurde angeschafft und Französisch ging auch irgendwie. Hinzu kamen ganz normale Vorbereitungen wie die Visa-Beantragung, der Gesundheitscheck sowie die Zusammenstellung der Reiseapotheke und der Ausrüstung. „Kleidung und Schlafsäcke mussten vor Temperaturen von bis zu minus 25 Grad schützen“, erzählt Florian. Es folgte ein zweiwöchiges Vorbereitungslager unter Expeditionsbedingen in einer abgelegenen Ecke der Provence in Frankreich, und endlich ging es los.
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Kirgisistan liegt in Zentralasien und grenzt an China, Tadschikistan, Usbekistan und Kasachstan und ist seit Anfang der 90er ein unabhängiger Staat. Die etwa sechs Millionen Menschen leben in einer größtenteils schroffen Landschaft. Und da sollte Florian mit seinen 15 Jahren, vier weiteren etwa gleichaltrigen Jungen und einem Mädchen aus Frankreich, zwei kirgisischen Jugendlichen, einem Führer, einem Kamera-Team und einem Mitarbeiter der OSI jetzt für 18 Tage hin.
Der Flug ging von Lyon über Istanbul in die Hauptstadt Bischkek, von dort zwölf Stunden mit dem Wagen über Straßen und durchs Gelände über Yssyk Kul zum Empfang der Pferde irgendwo mitten in der Landschaft. Es folgte ein sechsstündiger Ritt zum Basislager auf 3000 Meter, und dann gab es auch noch mal einen Anstieg zu Fuß auf 4000 Meter. Die Energie wurde selbst erzeugt, auf der Menükarte standen hauptsächlich Lamm und Tee. Telefoniert wurde – natürlich – nur über Satellit – wenn überhaupt möglich.
Nach dieser langen Vorbereitung und Anreise ging es endlich zu den extrem scheuen Schneeleoparden. Gesehen hat Florian schon welche, aber nicht in freier Wildbahn. Er und seine Kollegen haben unzählige Bilder aus so genannten Fotofallen eingesammelt und nicht zuletzt einen Kurzfilm gedreht, der das gesamte Projekt dokumentierte. Unvergessen neben den Strapazen bleiben die Kontakte zu den jungen Franzosen und Kirgisen und ein Naturerlebnis, das seinesgleichen sucht.
Ob Florian das alles noch einmal machen würde? „Dieses Jahr wohl eher nur im Vorbereitungscamp, und dann sehen wir mal“, sagt er jetzt mit etwas Distanz. Aber er könnte sich durchaus vorstellen, beim Aufbau der Arbeit von „Objectif Science International“ in Deutschland zu helfen.
Und die Eltern? Dr. Harald Kuhn sagt, Florian sei „ein ganzes Stück erwachsener und verantwortungsbewusster geworden“. Dr. Roswitha Gerdes-Kuhn ist auch sehr angetan von dem Projekt, „aber die langen Tage ohne ein Telefonat zwischendurch“ seien für die Mama schon sehr belastend gewesen.