Friesoythe Es gibt Friesoyther, von denen haben viele Bürger noch nie etwas gehört. Oder sie sind der Erinnerung entfallen. Umso schöner ist es, wenn diese Personen hin und wieder ans Licht der Öffentlichkeit kommen. Seit einiger Zeit bittet die Friesoyther NWZ-Redaktion ihre Leser darum, besondere Friesoyther Persönlichkeiten zu nennen. Dabei ist es egal, ob sie in Friesoythe Besonderes geleistet haben oder leisten, oder ob sie als Friesoyther außerhalb der Stadtgrenze ihre Fußspuren hinterlassen oder hinterlassen haben.
Seit 1980 Professor
Ein äußerst interessanter Mann mit Friesoyther Vergangenheit lebte bis zu seinem Tod am 22. Dezember 2018 in Washington, DC: Professor Dr. Egbert Gerken. In den USA war er von 1986 bis zur Rente 2002 bei der Weltbank beschäftigt. Auch in seinem Ruhestand wollte die Weltbankgruppe nicht auf die Dienste des ehemaligen Friesoythers verzichten, und so war er weitere zehn Jahre als Berater tätig.
Egbert Gerken war der Sohn des Friesoyther Mittelschullehrers Otto Gerken. Geboren am 20. März 1940 im westfälischen Arnsberg, zog die Familie wenige Jahre später nach Friesoythe. Dort besuchte Egbert Gerken zunächst die Mittelschule und machte 1959 sein Abitur in Cloppenburg. Danach studierte er Soziologie an der Freien Universität in Berlin. Dann wechselte er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an das Institut für ausländische Landwirtschaft der Technischen Universität Berlin und promovierte dort 1970. Zehn Jahre später habilitierte er an der Universität Kiel und erhielt die Lehrbefähigung für das Fach Agrarökonomie.
1986 folgte dann der Wechsel zur Weltbank nach Washington. Die Weltbank ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen und hat als Hauptaufgabe, die wirtschaftliche Entwicklung von weniger entwickelten Mitgliedstaaten durch finanzielle Hilfen, Beratung sowie technische Hilfe zu fördern.
Gerken kümmerte sich unter anderem um das Überschuldungsproblem in Lateinamerika. Nach dem Bosnienkrieg wurde er 1996 nach Sarajevo geschickt, um die internationale Gemeinschaft beim Aufbau des unabhängigen Staates Bosnien und Herzegowina zu unterstützen. Zurück in Washington übernahm er Verantwortung im Büro für politische Operationen.
In einem Nachruf, der am 30. Dezember 2018 in der „Washington Post“ erschien, würdigte man Egbert Gerken als absoluten Profi, bekannt für seinen Sinn fürs Detail und für seine scharfen Analysen sowie sein großes Engagement für die entwicklungspolitischen Ziele der Weltbank.
Egbert Gerken starb Ende des vergangenen Jahres im Alter von 78 Jahren. Er hinterlässt seine Frau Renate, zwei Kinder (Gunnar und Francesca) und vier Enkelkinder.
Vorschlag der Mitschüler
Vorgeschlagen wurden Professor. Dr. Egbert Gerken von ehemaligen Mitschülern aus der Friesoyther Mittelschule. Diese hatten kürzlich ein Klassentreffen. „Leider haben wir Egbert seit dem Abgang von dieser Schule 1956 aus den Augen verloren und deshalb keinen Kontakt zu ihm gefunden“, sagt sein ehemaliger Schulkamerad Eckhard Schöler. Bei der Recherche nach dem Verbleib des Mitschülers und seiner Familie sei Alfons Fugel auf den Nachruf aus der „Washington Post“ gestoßen. „Wir ehemaligen Mitschüler waren sehr erstaunt über seinen beruflichen Lebensweg und meinen, dass er erwähnenswert ist“, begründet Schöler den Vorschlag.