CLOPPENBURG Häusliche Gewalt gehört zu den bestgehütetsten Geheimnissen in Familien. Dabei spielt es keine Rolle, ob Kinder oder Erwachsene die Opfer sind. Der Arbeitskreis „Kinder- und Jugendpsychiatrie“ hatte in Kooperation mit dem Ärzteverein Cloppenburg am Mittwoch zu diesem Thema zur Fachtagung „Häusliche Gewalt gegen Kinder – Erkennen und Handeln“ ins Kreishaus eingeladen. Die rund 200 Teilnehmer erfuhren, wie der Teufelskreis häuslicher Gewalt durchbrochen werden kann.
Die Leiterin des Gesundheitsamtes Dr. Elisabeth Blömer betonte in ihrer Begrüßung, dass dieses Thema jeden angehe. „Die Thematik erfordert gemeinsames Handeln aller beruflich Beteiligten.“
Als Fachärztin für Psychiatrie riet Dr. Ulrike Wendt vom selber Handeln beim Erkennen von Gewalt ab: „Genau hinschauen, differenzieren und Hilfe holen.“ Aber es sei falsch, die Beobachtung zu ignorieren, zu agieren und zu bagatellisieren. Auf die Schweigepflicht ging Manuela Wasmann, Staatsanwaltschaft Oldenburg, ein. Auch wenn ein erwachsenes Opfer häuslicher Gewalt den behandelnden Arzt nicht von der Schweigepflicht entbinde, sei die Dokumentation wichtig zur späteren Beweisführung. Wenn Gefahr für Leib und Leben befürchtet werden müsse, sei das Öffentlichmachen immer der richtige Weg, so die Staatsanwältin. Sie machte glaubhaft, dass ein Arzt, der mit seinen Befürchtungen über das Ziel hinaus geschossen sei, nicht zwangsweise mit einer Strafverfolgung zu rechnen habe.
Einwilligung und Werberichtlinie
Ja, ich möchte den täglichen NWZonline-Newsletter erhalten. Meine E-Mailadresse wird ausschließlich für den Versand des Newsletters verwendet. Ich kann diese Einwilligung jederzeit widerrufen, indem ich mich vom Newsletter abmelde (Hinweise zur Abmeldung sind in jeder E-Mail enthalten). Nähere Informationen zur Verarbeitung meiner Daten finde ich in der Datenschutzerklärung, die ich zur Kenntnis genommen habe.
Was die Ärzte in ihren Praxen an Auswirkungen häuslicher Gewalt zu sehen bekommen, zeigte Dr. Volker Wendt. Der Dermatologe machte deutlich: „Der Treppensturz des Kindes“ oder „Das hat sich die Kleine selbst angetan“ seien fast immer Lügen der Täter. Die gezeigten Fotos veranschaulichten Verletzungsmuster, die eindeutig durch häusliche und sexuelle Gewalt hervorgerufen wurden.
Wie die Polizei mit dem Verdacht eines Arztes umgeht, schilderte Reiner Gerke vom Ersten Fachkommissariat der Polizeiinspektion Oldenburg-Stadt/Ammerland. Dass die Zahl der misshandelten Kinder in Deutschland zunimmt, belegte Martin Aumann. 1999 zählte das Bundeskriminalamt 2600 Opfer von Misshandlungen bei Kindern unter 14 Jahren. 2008 seien es bereits 4100 gewesen, so der Polizeibeamte.