CLOPPENBURG /AUCKLAND /JUAREZ So recht Weihnachtsstimmung mag bei Henry Rohde nicht aufkommen. Adventskranz und Weihnachtsschmuck: Fehlanzeige, schreibt der 16-Jährige per E-Mail aus Auckland im nördlichen Teil Neuseelands – rund 18 000 Kilometer entfernt von seiner Heimatstadt Cloppenburg. Süßigkeiten und Plätzchen gibt es eher wenige. „Hier ist ja schließlich Sommer und man möchte am Strand auch gut aussehen“, übt sich Henry in Verständnis. Auf der anderen Seite findet es aber auch spannend, „gemeinsam mit vielen Freunden ganz einfach bei einem Grillfest zu feiern“.
Die Adventszeit mit seiner Familie im Jammertal in Cloppenburg vermisst er schon sehr. Bei seinen Eltern sieht das Fest so ganz anders aus. Weihnachtsmarkt, Plätzen backen, Adventskalender – Neuland für Adrian Ramirez, der in diesem Jahr den Platz von Henry bei Familie Rohde/Wernsing am langen Esszimmertisch einnimmt. Seit zehn Monaten ist der Costa Ricaner im Austauschjahr in Cloppenburg – etwa 9300 Kilometer von seinem Heimatort San Lorenzo nahe der Hauptstadt San Jose entfernt.
Am Heiligabend, so berichtet Adrian, wird in seiner Heimat immer eine große Party in der Familie gefeiert. Verwandte reisen schon einen Tag vorher an. Garten und Haus sind über und über mit blinkenden Lichtern geschmückt. „Geschenke gibt es aber erst am 1. Weihnachtstag, genau eine Minute nach zwölf.“
Einwilligung und Werberichtlinie
Ja, ich möchte den täglichen NWZonline-Newsletter erhalten. Meine E-Mailadresse wird ausschließlich für den Versand des Newsletters verwendet. Ich kann diese Einwilligung jederzeit widerrufen, indem ich mich vom Newsletter abmelde (Hinweise zur Abmeldung sind in jeder E-Mail enthalten). Nähere Informationen zur Verarbeitung meiner Daten finde ich in der Datenschutzerklärung, die ich zur Kenntnis genommen habe.
Für die Kinder wird eine Piñata aufgehängt – eine bunt gestaltete Figur aus Pappmache, die mit Süßigkeiten gefüllt ist. Auf die wird solange abwechselnd eingeschlagen, bis die Leckereien herausfallen. Diesen Brauch gibt es auch bei Eliana Quintero in Kolumbien. Die 18-Jährige, die seit drei Monaten bei einer Familie in Cappeln lebt, verpasst dieses Jahr in ihrer Heimat eine große Feier mit fast 40 Personen. „Wir tanzen und haben viel Spaß“, sagt sie.
Weihnachten verbinden beide eher mit Sommer: „Schnee kenne ich eigentlich nur aus dem Film“, erzählt Adrian. In Costa Rica sind es derzeit mehr als 20 Grad, in der Heimat von Eliana steht die Anzeige auf dem Thermometer jenseits der 30-Grad-Grenze.
Eine neue Erfahrung wird für Adrian auch das Weihnachtsessen sein: In seiner Heimat gebe es traditionell einen Eintopf aus Gemüse und Fleisch. In Cloppenburg lautet die Tradition: Fondue.
Der Weihnachtsbaum in der Gastfamilie von Sarah Tangemann aus Garrel in Ciudad Juarez in Mexiko an der Grenze zu Texas steht bereits seit dem 1. Dezember – „ein künstlicher mit vielen verschiedenen bunten Kugeln und Lichtern und auf der Spitze ein Weihnachtsstern“, schreibt die 16-Jährige aus Garrel. Am Kamin steht für jedes Familienmitglied ein Schuh für Geschenke.
Typisch mexikanisch, dürfen an Heiligabend Truthahn und andere Leckereien wie Burritos oder Tacos nicht fehlen. „Weihnachten ist hier das Fest der Familie, alle kommen zusammen und sind glücklich“, berichtet Sarah. Das Fest in ihrer Gastfamilie, zu dem rund 40 Personen kommen werden, werde wohl in den Garten ausgelagert werden müssen. Gleichzeitig sei aber Weihnachten eine Zeit, in der sie die Familie zu Hause schon sehr vermisst, sagt Sarah – allen vieren geht es da ähnlich.