Cloppenburg Soll die städtische Sozialarbeiterin Nicole Gebel, die für den noch nicht existierenden offenen Jugendtreff bereits vor fast einem Jahr eingestellt wurde, während der „Wartezeit“ quasi als Streetworkerin arbeiten? Über einen entsprechenden Antrag der SPD-Fraktion ist am Montagabend im städtischen Sozialausschuss eine kontroverse Diskussion entbrannt.
Nach den Vorstellungen der SPD soll Gebel regelmäßig öffentliche Treffpunkte von Jugendlichen aufsuchen, um dort Kontakte aufzubauen. Zudem soll sie die jungen Erwachsenen auffordern, Lärmbelästigungen zu vermeiden und ihren Müll zu entsorgen. Hintergrund des Antrags ist eine Erhöhung des Zauns bei der vandalismusgeplagten St.-Andreas-Grundschule, der im Juni im Fachausschuss jedoch keine Mehrheit fand. Dies sei keine Lösung, so die SPD und fordert stattdessen eine pädagogische Lösung in Gestalt der Sozialarbeiterin.
Die für den offenen Jugendtreff vorgesehene Mitarbeiterin Gebel sei bereits innerhalb des städtischen Jugendtreffs Rote Schule mit anderen Aufgaben ausgelastet, erklärte Stadträtin Petra Gerlach für die Verwaltung. Falls die SPD eine Ausweitung des Streetworking – bislang erledigt das Wladimir Sterlikov mit einer 30-Stunden-Stelle – wünsche, könne sie die Ausschreibung einer weiteren Stelle beantragen. Außerdem sei eine Jugendtreff-Mitarbeiterin keine Streetworkerin – das seien „inhaltlich unterschiedliche Stränge“.
Unterstützung bekam Gerlach von CDU-Ausschussmitglied Lukas Görner. Das Aufsuchen von Brennpunkten sei mitunter nicht ungefährlich, dementsprechend brauche man einen ausgebildeten Streetworker.
Ausschussmitglied Dr. Irmtraud Kannen (Grüne) hält es für unverzichtbar, die Jugendlichen an ihren Treffpunkten quasi einzusammeln und sie dann für den offenen Jugendtreff zu begeistern. Es sei für sie selbstverständlich, dass die Sozialarbeiterin die Jugendlichen aufsuchen müsse – dafür bedürfe es eigentlich keines Antrags.
UWG-Fraktionschefin Jutta Klaus schlug vor, dass sich Gebel die Unterstützung von Streetworker Sterlikov holt. Sie schlug vor, über den SPD-Antrag noch nicht abzustimmen und das Thema zur weiteren Beratung in die Fraktion zurückzuverweisen.
In Anbetracht einer drohenden Abstimmungsniederlage konnte sich damit auch Stefan Riesenbeck für die antragstellende SPD anfreunden. Er hatte zuvor betont, dass die Sozialarbeiterin an den Brennpunkten pädagogisch arbeiten und nicht Verweise aussprechen solle. Dass nun noch einmal in den Fraktionen diskutiert wird, wurde einstimmig bei einer Enthaltung von Kannen gebilligt.
Warum es denn mit dem geplanten offenen Jugendtreff beim Mehrgenerationenpark im Stadion nicht weitergehe, erklärte Stadträtin Gerlach. Diejenige Person, die mit dem Bau betraut gewesen sei, arbeite nicht mehr bei der Stadt. Bislang sei es nicht gelungen, einen Nachfolger zu finden. Der Fachkräftemangel mache auch vor der Stadtverwaltung nicht halt.
www.cloppenburg.de