Friesoythe /Landkreis Eine Renaissance wird es wohl für die Meisterpflicht in einigen Handwerksberufen geben – wenn es nach der Bundesregierung geht. Die Koalition aus CDU/CSU und SPD hat vor rund einer Woche beschlossen, die Meisterpflicht als Voraussetzung für eine Selbstständigkeit in zwölf Handwerken wieder einzuführen. Unter der Regierung von Altkanzler Gerhard Schröder war diese in mehr als 50 Berufen im Jahr 2004 abgeschafft worden – mit dem Ziel, für mehr Beschäftigung zu sorgen.
„Das ist ein sehr gutes und starkes Zeichen für die Qualifikation und Qualität in den betroffenen Berufen“, sagt Dr. Michael Hoffschroer, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkschaft Cloppenburg, zu der Wiedereinführung der Meisterpflicht. Bei den Betrieben im Landkreis sei diese überwiegend positiv aufgenommen worden – Probleme würde es deswegen keine geben, so Hoffschroer.
Ziele nicht erreicht
Die 2004 mit Einführung der Deregulierung von der Regierung Schröders erhofften Ziele seien nicht erreicht worden, sagt der Hauptgeschäftsführer: „Gut, dass die Politik aus Fehlern lernt und sie wieder rückgängig macht.“ Die Wiedereinführung der Meisterpflicht stärke in den zuvor zulassungsfreien Handwerken den Verbraucherschutz, das Wissen im Beruf und die Ausbildungsqualität. Zudem würden auch Handwerke mit traditionellen Techniken wie beispielsweise Orgelbauer geschützt. Denn vor 15 Jahren sei nicht nur die Meisterpflicht für diese Berufe aufgehoben worden, sondern jegliche Qualifikationsvoraussetzung, sagt Hoffschroer.
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Auch Lea Fangmann (24) vom Friesoyther Raumausstatter-Fachbetrieb Fangmann findet die Wiedereinführung der Meisterpflicht in ihrem Berufszweig gut und zielführend: „Das Handwerk bekommt dadurch eine höhere Bedeutung“, so die Raumausstatter-Meisterin. Der Meisterbrief sei auch ein Qualitätssiegel, das Kunden zeige: „Wir verstehen unser Handwerk.“ Auch sie hebt wie Hoffschroer die Aufwertung der Ausbildung hervor. Wer in zwei Wochen einen Ausbildungsschein mache, könne nicht das gleiche Wissen vermitteln wie ein Meister.
Viel zu beachten
Die Friesoytherin hatte sich bereits 2015 nach ihrer Ausbildung entschieden, ihre Meisterprüfung abzulegen – als diese noch keine Voraussetzung war. Dies sei eine bewusste Entscheidung gewesen und habe mehrere Gründe gehabt, erzählt sie. Zum einen sei das elterliche Geschäft, das es seit 1984 in Friesoythe gibt, ein Meisterbetrieb und solle es auch in Zukunft bleiben. Zum anderen gebe es viel mehr zu bedenken bei einer Betriebsführung als nur das Handwerkliche, beispielsweise den Umgang mit bürokratischen Angelegenheiten oder die Buchführung. Dies lerne man unter anderem während der Meisterprüfung, sagt die 24-Jährige, die zudem die Aufstiegsfortbildung zur „Geprüften Betriebswirtin“ abgeschlossen hat, um ihr Wissen für das Leiten eines Betriebes noch weiter zu vertiefen.
Auch Gerold Plaggenborg, Inhaber der Fliesen Plaggenborg GmbH in Friesoythe, sieht den Schritt der Bundesregierung als „absolut richtig“. „Gerade wir mit unserer Innung und unserem Obermeister Stefan Bohlken haben intensiv dafür gekämpft“, sagt Plaggenborg, der stellvertretender Obermeister der Fliesen- und Natursteinleger-Innung Oldenburg ist. Die Wiedereinführung der Meisterpflicht verbessere die Qualität und steigere die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen. In den vergangenen Jahren hätten sich viele Unternehmen mit nur einem Mitarbeiter in seinem Handwerk gegründet, so Plaggenborg.
Weitere Schritte
Hoffschroer weist darüber hinaus darauf hin, dass die Politik noch weitergehen müsse. 2004 sei in rund 50 Berufen die Meisterpflicht aufgehoben und jetzt in „nur“ zwölf wieder eingeführt worden. Das bedeute, dass diese in rund 40 Berufen noch fehle. Auch die verbliebenden zulassungsfreien Handwerke bräuchten die gleichen Möglichkeiten zur Weiterentwicklung wie die mit Meisterpflicht, betont der Hauptgeschäftsführer.