Ramsloh Vom Hochsitz aus streift der Blick über die mit hohem Gras bewachsene Wiese. Weit und breit nichts. Es ist völlig ruhig, der Himmel klar, ein warmer Sommerabend. Dann raschelt es hinten im Wald und Äste knacken. Ein Rehbock.
Für Jäger ist im Sommer die Rehbockjagd sehr beliebt, so auch bei vier Jägern aus Ramsloh, die regelmäßig zusammen auf die Jagd gehen. Seit etwa 15 Jahren haben Hans Janssen, Bernd Brand-Sassen, Hermann Rauert und Michael Schulte Althoff dieses gemeinsame Hobby. Es ist sieben Uhr am Abend. „Waidmannsheil.“
Die Männer verabschieden sich. Gejagt wird nicht in der Gruppe, sondern allein. „Wir verteilen uns im ganzen Revier“, erklärt Hans Janssen. 450 Hektar ist es groß. Es wird von den Jägern gepachtet. In einem kleinen Etui stecken fünf Kugeln. Die Büchse hängt an einem edlen Ledergurt über der Schulter. Munition, Waffe, Fernglas und ein Messer gehören zur Ausrüstung. Dann geht es zwischen Äckern und Feldern ein Stück weit rein in die Natur – auf den Hochsitz, der an einem Waldrand steht.
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Jagen ist Leidenschaft
Der Ansitz ist im Gegensatz zur Pirsch die geläufigere Art zu Jagen. In den Dämmerungsstunden setzt sich der Jäger auf seinen Hochsitz, um das Wild von dort aus abzuwarten.
Angekommen, äst bereits ein Rehbock auf der Wiese. Vom Hochsitz aus ist es allerdings außerhalb der Sichtweite. Nun heißt es warten, auf vorbeiziehendes Wild. Allzu lange könne es nicht dauern, versichert Janssen: „Es ist Brunftzeit.“
Diese Zeit, auch Blattzeit genannt, macht die Rehbockjagd im Sommer so besonders. Ab Ende Juli sind dann die Rehböcke unaufhaltsam auf der Suche nach weiblichem Rehwild. Sie beginnen zu „treiben“. Kommt ihnen dabei ein anderer Rehbock in die Quere, wird dieser kompromisslos verjagt. Es herrscht also viel Bewegung im Revier.
Doch noch nichts. Hin und wieder hört man das Schnattern von Nilgänsen, die vorbeiziehen, und man beginnt, einfach die Natur zu genießen. Dann trampelt ein Rehbock plötzlich durch den Wald, und er gibt bellende Laute von sich. Nach kurzer Zeit verschwindet er wieder.
Gejagt werden darf nur, was in der jeweiligen Saison freigegeben ist. „Momentan sind das Rehböcke und Füchse“, sagt Janssen. Hintergrund der Bejagung ist die Bestandsregulierung durch die Jagdbehörden. Abhängig sind diese Vorgaben unter anderem von der Anzahl von Wildunfällen. Fünf Rehböcke sind in diesem Jahr in Ramsloh zum Abschuss freigegeben. Wenn die Mindestabschusszahl nicht von den Jägern vor Ort eingehalten wird, kümmert sich der Landkreis darum.
Dennoch ist Jagen eine Leidenschaft. Dem Wild auflauern, es erlegen und anschließend als Braten oder Grillfleisch herrichten, manchmal auch als Wildwurst – dann ist der Jäger in seinem Element.
Auf der Wiese kommt noch einmal ein Rehbock zum Vorschein, der dem vorgeschriebenen Alter und Körperbau eines Hegeabschusses entspricht – letzte Chance. Um das Rehwild auf sich aufmerksam zu machen, hat der erfahrene Jäger einige Tricks auf Lager und zerbricht trockene Zweige, ahmt Rehwildlaute nach. Und tatsächlich, das Tier ist neugierig und lässt sich anlocken. Doch schließlich überwiegt die Skepsis und der Bock sucht das Weite.
Viel zu erzählen
Nach etwa zwei Stunden trudeln die Jäger nach und nach wieder beim ursprünglichen Treffpunkt ein. Gespannt werden sie dort erwartet. Hat einer Erfolg gehabt? Die Bratwurst brutzelt auf dem Grill, geschossen hat aber an diesem Abend keiner etwas. „Das ist die Jagd“, schlussfolgert Janssen, „überwiegend kommt man ohne Beute nach Hause.“ Dann aber freue man sich darüber, was man erlebt hat.
Und so berichten sich die Jäger gegenseitig, wie ihr Abend verlaufen ist. Mal war es ganz knapp, mal ergab sich gar keine Gelegenheit. Sicher ist, dass es viel zu erzählen gibt, denn Jagen ist mehr als ein richtiger Treffer.