Delmenhorst - Wie klingt eigentlich meine Stadt? Dieser klangvollen Frage geht das Nordwestdeutsche Museum für Industriekultur ab Mitte November nach. Unter dem Titel „Mitschnitt Delmenhorst – Tonspuren einer Stadt“ soll die Geräuschkulisse der Stadt Delmenhorst innerhalb eines Jahres eingefangen und bearbeitet werden.

Dafür gehen die Projektleiterinnen Anne Angenendt und Maike Tönjes in Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern Michael Pleus (DRK-Geschäftsführer Delmenhorst), Oliver Hasemann (Autonomes Architektur Atelier) sowie dem Blinden- und Sehbehindertenverband auf Tonfang. „Wir planen keinen Lauschangriff, sondern wollen den Sound der Stadt wiedergeben“, erklärt Angenendt. „Wir als Museum sammeln auch das immaterielle Kulturgut: Alles, was man sehen, riechen, fühlen und hören kann“, sagt Museumsleiter Dr. Carsten Jöhnk.

Für das Kulturprojekt wird das Nordwolle-Museum vom Bund mit 150 000 Euro durch den Fonds „Stadtgefährten“ gefördert. „Das Konzept hat überzeugt. Kultureinrichtungen sind auf solche Drittmittel angewiesen“, sagt Hero Mennebäck, Fachbereichsleiter der Stadtverwaltung. Aus der Politik lobten SPD-Bundestagsabgeordnete Susanne Mittag und Bürgermeister Hermann Thölstedt die Aktion.

Um den typischen Klag von Delmenhorst einfangen zu können, gibt es drei Projektphasen, die den Tasten eines alten Kassettenspielers nachempfunden sind: „Rec“ (Sammeln mit der Aufnahmebox), „Play“ (Bearbeiten in der Soundwerkstatt) und „Fwd“ (Ausstellen in der Audiogalerie). In einer mobilen künstlerischen Station sollen der Raumklang („Atmosphäre“), aber auch Statements der Bürger („Interviews“) aufgenommen werden. Dabei entsteht ein Audioarchiv, das in zwölf Workshops ab April 2019 von Vereinen und Verbänden der Stadt bearbeitet wird. Ein Ladenleerstand in der Innenstadt wird als Projektbüro und Soundwerkstatt genutzt. Am Ende wird eine mobile Ausstellung der Klanglandschaft entstehen, die im Frühjahr durch die Stadtteile wandern soll.

Alle interessierten Delmenhorsterinnen und Delmenhorster sind aufgerufen, sich an dem Projekt zu beteiligen.

Arne Jürgens
Arne Jürgens Redaktion Bad Zwischenahn