Delmenhorst/Ganderkesee - In der Friedensstraße in Delmenhorst soll am 11. Februar eine Baustelle entstehen. Bis Ende August soll zwischen der Karl-May-Straße und dem Haus Nummer 110 der Friedensstraße ein rund 84 Meter langer Stauraumkanal unter der Straße gebaut werden. Dessen Nutzen beschreibt die mit dem Bau beauftragte Stadtwerkegruppe Delmenhorst (SWD) so: „Bei Starkregenereignissen wird das Wasser aus dem Stauraum ins offene Gewässer abgeschlagen. Zudem dient der Kanal der Entlastung des Vorfluters und sorgt dafür, dass die dahinter liegenden Gebiete nicht überschwemmt werden.“

Anders sieht dies Tim Schmidt, Sprecher der Interessengemeinschaft Friedensstraße (IG) Ganderkesee und Delmenhorst. Die hatte sich im August 2018 aus 16 Ganderkeseern gebildet, die sich per Unterschriftenaktion gegen den Bau wehren wollen, da sie als Anlieger von dem abfließenden Wasser – die Friedensstraße liegt in unmittelbarer Nähe zum Ganderkeseer Ortsteil Heide – betroffen sind. Im November schlossen sich Delmenhorster Anwohner der IG an.

Laut Schmidt fließe das Wasser aus dem Stauraumkanal ungeklärt an landwirtschaftlichen Flächen und Grundstücken in Ganderkesee vorbei in den Randgraben der Gemeinde und von dort in das Naturschutzgebiet Geigensee. Der Ortsteil Heide drohe zu überschwemmen. „Es kann kein Stauraumkanal in der Friedensstraße gebaut werden, da auf Ganderkeseer Seite am Hermann-Allmers-Weg hierfür nicht die richtige Infrastruktur geschaffen wurde“, sagt Schmidt. Schon jetzt staue sich dort das Wasser bei Starkregen. Für zusätzliche Wassermassen sei das Rohrsystem dort nicht ausgelegt.

Überhaupt sieht Schmidt keinen Nutzen in dem Stauraumkanal unter der Friedensstraße, da sich das Problem der Entwässerung vielmehr im Bereich der Schönemoorer Straße, Ecke Klaus-Groth-Weg abspiele. Als Alternative schlägt Schmidt vor, das Wasser über den Sassengraben in Höhe Schönemoorer Straße 88-90 abzuleiten. Dieser müsste dazu aber saniert werden.

Die SWD sowie die Stadt Delmenhorst, denen Schmidt mangelnde Kommunikation gegenüber den Anwohnern vorwarf, wehren sich gegen diese Vorwürfe. Einer Einladung zu einer Terminvereinbarung zu einem Gespräch mit Vertretern der SWD und der Stadt Delmenhorst sei die IG nicht gefolgt, heißt es in einer Stellungnahme der SWD an Tim Schmidt. Die SWD verteidigt die Baumaßnahme als „notwendige hydraulische Sanierung des Niederschlagswasserkanals, die sich aus dem Generalentwässerungsplan (GEP) für Niederschlagswasser ergeben hat“. Der Stadt Delmenhorst obliege die Abwasserbeseitigungspflicht und somit auch die Aufstellung eines Abwasserbeseitigungskonzeptes mit GEP.

Auch würde in dem Stauraumkanal lediglich Oberflächenwasser zwischengespeichert: Im Gegensatz zum Schmutzwasser sei es als unbelastet einzustufen und müsse nicht geklärt werden.

Durch die IG wurde die Delmenhorster Ratsfrau Eva Sassen (Gruppe Bürgerforum-Freie Wähler/Unger) auf den Stauraumkanal aufmerksam. Sie stellt sich folgende Fragen: Ist der Stauraumkanal an richtiger Stelle? Gäbe es günstigere Alternativen? Hätte der GEP mit seinen Baumaßnahmen vom Rat beschlossen werden müssen? Im Ausschuss für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Gewässerschutz, der am Dienstag, 5. Februar, ab 17 Uhr tagt, soll darüber und den möglichen Baustopp des Kanals beraten werden. Tim Schmidt will zudem bei der Sitzung die Unterschriftenliste überreichen und offene Fragen klären lassen.