DELMENHORST Sie ist noch im Aufbau und wird erst am 15. Mai, zum Internationalen Museumstag, eröffnet: die Sonderausstellung „125 + X – Menschen, Dinge, Wege“. Kein Grund für den stellvertretenden Museumsleiter Hans-Hermann Precht, unter dem Titel „Die Vertreibung aus dem Paradies“ schon jetzt zu einer Führung einzuladen. Ein gutes Dutzend Interessierter nahmen am Sonntag das Angebot wahr. Sie erlebten eine spannende Reise durch die Geschichte der Lahusen-Dynastie.
Der Titel „Die Vertreibung aus dem Paradies“ spielt auf die Kirchenkanzel aus dem Inventar des Herrenhauses Hohehorst an, die das Museum als Dauerleihgabe erhalten hat (die NWZ berichtete). Nicht anders, findet Precht, sei es der Familie Lahusen gegangen. Georg Carl Lahusen, der den Konzern Anfang der Dreißiger Jahre in den Bankrott gesteuert hat, verkörpert für Precht den Sündenfall der Bremer Familie, die durch und durch für protestantisches Unternehmertum stand.
Erfolg auf Erden – Seligkeit im Himmel: ein strenger Glauben bestimmte Leben und Handeln der Lahusens. Mit großzügigen Spenden an Bremer Kirchengemeinden und dem Einheiraten in angesehene Kaufmanns- und Pastorenfamilien mehrten sie ihr Ansehen. „Das erwirtschaftete Geld wurde immer zurückinvestiert“, berichtete Precht über die unternehmerische Haltung der Altvorderen.
In dem Werk war bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs ein eigener Pastor angestellt, es gab eine eigene Kapelle, einen Posaunenchor. Martin Leberecht Fürchtegott Lahusen wollte sogar die Taufe, Konfirmation, Eheschließung und Beerdigung für seine Arbeiterschaft selbst organisieren, die Landeskirche genehmigte dies allerdings nicht. Ganz abgesehen davon, dass die aus dem Osten zugewanderten Arbeiter überwiegend katholisch waren. Precht: „Die Fabrik als große Glaubensgemeinschaft aufzubauen funktionierte nicht.“
Georg Carl Lagerhusen, sagt Precht, war anders. Nominal der religiösen Tradition verhaftet, war er ein Verehrer des Prunk mit für die damalige Zeit anachronistischen Zügen und ein Mann mit einem Hang zur Theatralik. Über 30 Millionen Reichsmark habe er dem Konzern für den Bau des Bremer Verwaltungssitzes und des Herrenhauses Hohehorst entzogen – Geld, das der „Wolle“ Anfang der Dreißiger Jahre fehlte. Der Rest der Geschichte ist bekannt.