Berlin Sie wird auf der Straße erkannt. Daran ist Carmen-Maja Antoni gewöhnt. Doch als in einem Berliner Café plötzlich eine junge Frau an ihren Tisch tritt, sie spontan umarmt und küsst, ist selbst die schlagfertige Schauspielerin verblüfft. Antoni, die am Sonntag ihren 70. Geburtstag feiert, ist ein Publikumsliebling – ob in ihrer Paraderolle als Brechts „Mutter Courage“ am Berliner Ensemble oder als kauzige Schwester des Brandenburger Dorfpolizisten „Krause“ in der ARD.
„Die Antoni“ gehört zu den vielseitigsten Charakterköpfen des deutschen Theaters und Fernsehens. Fast 40 Jahre war sie festes Mitglied des von Claus Peymann geleiteten Berliner Ensembles – bis sie vor zwei Jahren kündigte.
Seither dreht sie viel und ist im September am Berliner Ensemble als Gast in „Nathan der Weise“ und „Mutter Courage und ihre Kinder“ zu sehen. Bei einer Matinee am 6. September wird Antoni dort auch groß gefeiert – mit dabei sind Schauspielkollegin Iris Berben, Schriftsteller Christoph Hein und Politiker Gregor Gysi. Berben und Antoni – die beiden Frauen sind auch privat befreundet – standen fast 20 Jahre lang für die ZDF-Krimireihe „Rosa Roth“ gemeinsam vor der Kamera.
Schon sehr früh lernte die gebürtige Berlinerin, auf eigenen Füßen zu stehen. Im Alter von zehn Jahren wurde sie für das DDR-Fernsehen entdeckt, machte bald darauf auch Kinderkabarett. Während ihres Schauspielstudiums trat Antoni am Potsdamer Hans-Otto-Theater auf. Zeitgleich spielte sie erste Rollen in DEFA-Kinofilmen. Anfang der 70er Jahre wechselte sie an die Berliner Volksbühne – bis das Berliner Ensemble rief.
Im wiedervereinigten Deutschland spielte Antoni in zahlreichen Erfolgsfilmen. Dazu zählen Jo Baiers dreiteilige TV-Verfilmung des Strittmatter-Romans „Der Laden“, Michael Hanekes preisgekröntes Kinodrama „Das weiße Band“ und Stephen Daldrys Hollywoodfilm „Der Vorleser“ mit Kate Winslet.
Das Älterwerden sieht Antoni gelassen. Ans Aufhören denkt sie nicht: „Es gibt noch ein paar alte Schachteln, die ich noch nicht gespielt habe“.