Prag Experten der Berliner Charité wie der Virologe Christian Drosten sind aktuell viel gefragt. Doch die Geschichte des ältesten Krankenhauses Berlins ist nicht weniger faszinierend als seine Gegenwart. Das haben die Fernsehmacher der ARD längst entdeckt. Vor Kurzem wurden die Dreharbeiten für die dritte Staffel der Serie „Charité“ in Prag beendet, nun beginnen Schnitt und Postproduktion.
Nach der Kaiserzeit und dem Zweiten Weltkrieg dreht sich diesmal alles um eine schicksalhafte Nacht. Vom 12. auf den 13. August 1961 begannen DDR-Truppen mit dem Bau einer Mauer durch Berlin. Und die Charité mit ihrem heutigen Campus Mitte grenzte unmittelbar an die neue unmenschliche Barriere.
„Da gibt es plötzlich Ärzte, die nicht mehr da sind, die noch schnell das Land verlassen haben“, erzählte Schauspielerin Nina Gummich, 28 Jahre, in einer Drehpause. „Oder man kam nicht mehr an Medikamente ran, weil die Zufuhr gesperrt wurde.“ Gummich spielt in der dritten Staffel die Hauptrolle der jungen Ärztin Ella, die mit einem ungeheuren Forschungsdrang an das Universitätsklinikum kommt. Deren Mutter ist an Krebs gestorben, als sie noch klein war. Ella hat sich zum Ziel gesetzt, die Früherkennung bösartiger Tumore voranzubringen. Doch sie muss hart darum kämpfen.
Es geht um starke Frauen. Und eine solche war die Kinderärztin Ingeborg Rapoport (1912-2017), gespielt von Nina Kunzendorf. Schlagzeilen machte Rapoport im Mai 2015 mit ihrer nachträglichen Promotion im Alter von 102 Jahren. Denn die Nationalsozialisten hatten ihr allein wegen ihrer jüdischen Vorfahren die Doktorwürde verweigert. Ihr gelang die Flucht in die USA. Nach dem Krieg ging sie in die DDR und revolutionierte dort die Behandlung von frühgeborenen Säuglingen.
Das sei damals wegweisend gewesen, sagt der Vorstandsvorsitzende der echten Charité, Professor Heyo Kroemer. Generell habe die Medizin in der DDR sehr unter der materiellen Knappheit gelitten. Doch das Engagement der Leute sei „absolut herausragend“ gewesen.