Münster - Wilsberg hat sich herausgeputzt: Mit seidener Krawatte, schwarz-umrandeter Brille und feinem Zwirn statt leicht ausgebeulter Sakko-Jacke tarnt sich der Privatdetektiv (Leonard Lansink) als Immobilieninvestor. Für eine neue Folge der ZDF-Krimireihe an diesem Sonnabend (20.15 Uhr) ist er in die Rolle eines zwielichtigen Geldgebers für ein umstrittenes Bauprojekt geschlüpft.
Wie andere Großstädte hat auch das westfälische Münster seine städtebaulichen Prestige-Projekte. Im Film ist es der Umbau des alten Industriehafens am Dortmund-Ems-Kanal zu einem luxuriösen Wohn- und Büroviertel. Aus Angst vor steigenden Mieten und Vertreibung alteingesessener Bewohner ruft das die Hausbesetzerszene auf den Plan.
Das Drehbuch stammt aus der Feder von Jürgen Kehrer und Sandra Lüpkes: Der Wilsberg-Erfinder schreibt nur gelegentlich für die Krimireihe, zuletzt mit Ehefrau und Co-Autorin Lüpkes. Mit „Mord und Beton“ ist ihnen eine gewohnt launige und doch besonders spannungsreiche Episode gelungen. Denn was zunächst aussieht wie ein harmloser Undercover-Einsatz, lässt Wilsberg zwischen die Fronten geraten. Sein Mut bringt ihn in echte Lebensgefahr – und den Zuschauer in große Sorge um ihren Lieblingsermittler.
In „Mord und Beton“ (Regie: Hansjörg Thurn) ist es nicht nur Wilsberg, der sich verstellt. Mehrere Protagonisten spielen ein doppeltes Spiel. So stellt sich gleich zu Anfang die Frage, ob die Stadtviertel-Aktivisten, die sich gegen Luxussanierungen starkmachen, in Drogengeschäfte verwickelt sind. Bei zwei Bündeln Kokain, die bei einer Zoll-Razzia auftauchen, wird jedenfalls der ehrgeizige Drogenfahnder Oliver Maaß (Tim Wilde) hellhörig. Oder hat jemand den Aktivisten die Drogen nur untergeschoben?
Zur Lösung des Falls braucht Wilsberg natürlich die Hilfe seiner Mitschnüffler Nichte Alex (Ina Paule Klink) und Finanzamt-Kumpel Ekki (Oliver Korittke). Kommissarin Anna Springer (Rita Russek) hat ihre liebe Not, die Spürnasen aus den Ermittlungen herauszuhalten – erst recht als es auch noch eine zweite Leiche und schließlich eine Entführung gibt.
Typisch Wilsberg sei das, sagt Alex-Darstellerin Klink im Gespräch: Oft gehe es in dem Ensemble-Krimi weniger um den Fall als um die Frage, wie die große Wilsberg-Familie in ihn verstrickt sei. „Und am Ende lösen wir ihn zusammen“, sagt Klink. Sie glaubt, dass genau das zum Erfolgsrezept der quotenstarken Krimireihe gehört. „Wir werden auch deshalb so geliebt, weil wir diesen Zusammenhalt zeigen, den es gar nicht mehr so oft gibt in vielen Fernsehformaten“, sagt sie.
Auch in der 51. Folge des ZDF-Krimi-Klassikers wäre Wilsberg ohne Alex’ Gerechtigkeitssinn, Ekkis Einsicht in Steueraktenberge und Rita Russeks Weitsicht ziemlich aufgeschmissen. Und sie alle natürlich erst recht ohne ihn.