Wien Die Kamera gleitet über den nächtlichen See, in den Garten und auf die Terrasse eines Luxushotels, hinein in das großzügige Gebäude, vorbei an der Rezeption mit dem geschäftigen Treiben, eine teppichbedeckte Treppe hinauf und wieder hinaus in die sommerliche Nacht, diesmal auf der urbaneren Seite des „Grand Hotel“ in Zell am See.
Auf der Tonspur ist dazu melancholische, leicht beunruhigende Musik zu hören, zarter Frauengesang zu sphärischen Klaviertönen. Diese Klänge zusammen mit den Bildern der Kamerafahrt entwickeln einen Sog, dem sich der Zuschauer kaum entziehen kann – und der die folgenden eineinhalb Stunden anhalten wird.
„Das dunkle Paradies“, den das ZDF am 24. August ab 20.15 Uhr ausstrahlt, ist im Rahmen der qualitativ hochwertigen und stets top besetzten „Landkrimi“-Reihe des ORF entstanden. Zum zweiten Mal stehen dabei Franziska Heilmayr (Stefanie Reinsperger) und ihr Kollege Martin Merana (Manuel Rubey) im Vordergrund.
Nachdem im Fall „Drachenjungfrau“ von 2016 Merana bei den Ermittlungen persönlich betroffen war, ist es diesmal seine Kollegin Heilmayr: Roland, der Bruder von Franziskas Lebensgefährtin Annie, wird des Mordes an dem Edel-Callgirl Irene verdächtigt. Der Ex-Junkie traf Irene am Abend vor ihrem Tod und scheint durch seine diversen Vorstrafen gewissermaßen der perfekte Verdächtige zu sein.
Drehbuchautorin Sarah Wassermair hat ein ganzes Arsenal spannender, abgründiger, schräger Figuren entwickelt, rund um eine ungewöhnliche Hauptfigur: Franziska Heilmayr entspricht mit ihrem kräftigen Körper schon mal nicht dem gängigen Schönheitsklischee.
Die von Stefanie Reinsperger atemberaubend gut gespielte, bodenständige „Postenkommandantin“ sticht heraus aus dem Krimi-Einerlei. Dazu ist Franzi auch noch bisexuell und aktuell mit einer Frau liiert, hat aber Hemmungen, vor ihrer kleingeistigen Familie zu der Beziehung zu stehen.