Varel Regelmäßig erscheint ein Kind mit sichtbaren Verletzungen zum Unterricht. Schnell wird klar: Der blaue Fleck rührt nicht von einem Sturz her, sondern von einem Handschlag. Oder der Schüler macht einen ungepflegten Eindruck; oder er ist unterernährt. „Das sind Anzeichen einer möglichen Misshandlung“, sagte Ilka Mühlfriedel, Leiterin der Koordinierungsstelle Kinderschutz beim Landkreis Friesland.
Um bei Verdachtsfällen frühzeitig und vor allem fachgerecht und effektiv tätig werden zu können, haben der Landkreis Friesland und die Niedersächsische Landesschulbehörde einen Leitfaden für Lehrer und Sozialarbeiter entwickelt. Am Mittwoch unterschrieben Landrat Sven Ambrosy und Horst-Dieter Husemann von der Regionalabteilung Osnabrück den Kooperationsvertrag in Varel.
Ziel ist es, den Kinderschutz durch Vernetzung der unterschiedlichen Institutionen wie Schulen und Vereine zu stärken. Vor allem im ländlichen Raum, betonte Ambrosy: „Hier sind die Wege länger und es gibt weniger Einrichtungen.“ Stellt ein Lehrer eine Misshandlung fest, kann er sich Hilfe über den Landkreis holen. Dieser stellt dann Fachkräfte zur Lösung der Probleme zur Verfügung. „Nun ist eine effizientere Bekämpfung der Kindeswohlgefährdung möglich, denn diese scheiterte oft, weil die Vernetzung fehlte“, sagte Ambrosy.
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Zwar achten die Lehrer schon jetzt auf Warnzeichen, die auf einen Kindesmissbrauch hindeuten. „Das ist auch die Aufgabe eines jeden studierten Lehrers“, betonte Husemann: „Aber das können wir ihnen nicht alleine zumuten.“ Dazu erfordere es einen vorgefertigten, festgelegten Rahmen der vorgibt, wie man im Bedarfsfall vorgeht“, betonte er und bezeichnete die neue Kooperation als „Frühwarnsystem mit mehreren Stufen“ (siehe Infobox).
Jetzt gebe es verbindliche Ansprechpartner und eine Regelung über die Nutzung der vorhandenen Hilfseinrichtungen vor Ort. Husemann: „Es bietet Angebote zur frühen Zeitplanung. Das verhindert, später in Zugzwang zu geraten und umfangreichere Maßnahmen einzuleiten.“
„Wir haben in Friesland relativ wenig Fälle vom Kindesmisshandlungen“, sagte Olaf Meyer-Helfers, Leiter des Kreis-Jugendamtes. Das liege daran, „dass wir relativ schnell Hilfsbündnisse mit den Eltern schließen können“. Das sei in urbanen Räumen häufig anders.
Erste positive Rückmeldungen zur neuen Kooperation gab es von den Schulen. „Es ist eine Erleichterung der Verfahrensarbeit“, sagte Andreas Michalke, Leiter der Oberschule Varel. Er lobte die bessere Transparenz: „Es ist eine Hilfe, weil es vorher schon einige Unsicherheiten gab.“ Diese habe der Leitfaden weitgehend beseitigt.