Wangerooge Offenbar bereits im September hat das Kuratorium Kindergarten Wangerooge seine Empfehlung abgegeben: Es habe eine „mehrheitliche deutliche Befürwortung“ für einen Kindergarten-Neubau an der Charlottenstraße gegeben, heißt es beim Landkreis. Und: „...ohne Teilnahme des Bürgermeisters“.
Über diese Empfehlung für einen Kindergarten-Neubau wird am Donnerstag, 21. November, im Kreis-Bauausschuss abgestimmt: Die Kreisverwaltung soll Planung und Bau in Angriff nehmen, lautet der Beschlussvorschlag des Landkreises an die Politik.
Die Begründung des Kuratoriums beziehungsweise der Kreisverwaltung, warum die Insel Wangerooge einen Kindergarten-Neubau braucht: „Die unmittelbare Nähe zur Grundschule und Inselschule bietet vielfältige Möglichkeiten, Bildungsarbeit aufeinander abzustimmen und neu zu gestalten. Hier sind die meisten Synergien im Bereich neuester Pädagogik gegeben, zum Beispiel inklusive Arbeit von der Krippe bis Ende der Klasse 10.“
Einwilligung und Werberichtlinie
Ja, ich möchte den täglichen NWZonline-Newsletter erhalten. Meine E-Mailadresse wird ausschließlich für den Versand des Newsletters verwendet. Ich kann diese Einwilligung jederzeit widerrufen, indem ich mich vom Newsletter abmelde (Hinweise zur Abmeldung sind in jeder E-Mail enthalten). Nähere Informationen zur Verarbeitung meiner Daten finde ich in der Datenschutzerklärung, die ich zur Kenntnis genommen habe.
Hinzu komme: „Die Fußläufigkeit wird durch die zentrale Lage beibehalten und schafft für Eltern, die ein Kind in der Kita und in der Schule haben, neue Zeitressourcen.“ Der Landkreis führt außerdem als Vorteile des Neubaus noch eine mögliche Mehrfachnutzung und die Energieeffizienz auf.
Im direkten Vergleich zwischen Sanierung Jadestraße und Neubau Charlottenstraße kann der bestehende Kindergarten überall punkten – nur nicht bei der Energieeffizienz; der Neubau Charlottenstraße erhält Punktabzug bei den Kosten – ansonsten erhalten die Möglichkeiten dort teilweise doppelte Punkte.
Der Landkreis hat bereits Kaufverhandlungen mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben um das Grundstück Charlottenstraße aufgenommen: Die Fläche gehört dem Bundeswehrsozialwerk. Die BImA „hat einem Verkauf im Wege des Erstzugriffs für die Nutzung als Kindergarten bereits zugestimmt“, heißt es in der Beschlussvorlage für die Ausschussmitglieder.
Insgesamt rechnet der Landkreis mit Investitionskosten für den Kindergarten-Neubau von 2 Millionen Euro – inklusive Grundstückskauf.
Laut Kreisverwaltung soll der neue Kindergarten rund 362 Quadratmeter groß werden und Platz für zwei Gruppen bieten – die zweite Gruppe könne gemischt als Kindergarten/Krippe betrieben werden. Der Außenbereich des Kindergartens wurde auf 500 Quadratmeter Größe festgesetzt.
Folgt der Kreis-Bauausschuss der Empfehlung des Kuratoriums und beschließt der Kreistag Anfang Dezember den Kindergarten-Neubau, stehen weitere Verhandlungen mit der Insel-Gemeinde an: So muss eine Kostenregelung für den Kindergarten gefunden und Baurecht auf dem Grundstück Charlottenstraße geschaffen werden.
Die Gemeindeverwaltung hatte bereits angekündigt, dass sie nicht bereit ist, eine höhere Neubaumiete zu zahlen als bei Sanierung des Kindergartens Jadestraße zu leisten ist. Wie berichtet, hatte Wangerooges Gemeinderat Ende Juni beschlossen, den Kindergarten selbst zu betreiben und das Gebäude Jadestraße zu sanieren. Ein Kindergarten-Neubau war vom Rat abgelehnt worden.
Doch der Landkreis hatte danach per Kreistagsbeschluss Trägerschaft und Betrieb des Kindergartens zum 1. August an sich gezogen.
Laut Kreisverwaltung kostet die Miete im Neubau rund 30 000 Euro mehr pro Jahr als im Kindergarten Jadestraße. Die müsste der Landkreis selbst tragen.
Rat und Verwaltung auf Wangerooge sind nicht erfreut über dieses Vorgehen des Landkreises: „Wir fühlen uns verarscht: Schon wieder wird über unseren Kopf hinweg entschieden“, sagt Bürgermeister Marcel Fangohr.
„Unser Eindruck ist: Auch ein Lustschloss für 5 Milliarden Euro hätte bei dieser Form der Betrachtung das Rennen gemacht“, sagt Fangohr. Denn die Finanzierung, die Kosten, von Kindergartensanierung und Neubau seien nur ein Kriterium unter mehreren gewesen – „für uns sind aber die Betriebskosten das Hauptkriterium“, erklärt er. Und so, wie es zurzeit kalkulatorisch aussehe, würde der Kindergartenbetrieb die Gemeinde deutlich teurer kommen als bisher mit der Kirche. Bisher zahlte die Gemeinde im Kirchenbetrieb 130 000 Euro – jetzt kämen 120 000 Euro noch obendrauf.
Wobei: „Eigentlich ist Wangerooge komplett raus aus Bau- und Betriebskosten – schließlich ist der Landkreis seit 1. August Träger des Kindergartens“, sagt Fangohr. Und sollte der Landkreis irgendwann die Kindergarten-Trägerschaft im Neubau wieder abgeben wollen, dann sei das eine Entscheidung des Gemeinderats, ob er die Trägerschaft annimmt.
„Wir sind ziemlich angefasst“, sagt der Bürgermeister, welche Stimmung auf Wangerooge herrscht: „Wir hätten erwartet, dass die Kindergartenpläne erst einmal auf Wangerooge mit Rat und Verwaltung diskutiert und verhandelt werden, bevor sie beim Landkreis im Hauruck-Verfahren in die Haushaltsberatung 2020 geht“, so Fangohr.
Ihn ärgert, dass in der Beschlussvorlage der Kreisverwaltung behauptet wird, dass im Gebäude „bauliche Mängel mit kindeswohlgefährdenden Folgen“ festgestellt worden seien. „Von einem Gebäude kann keine Kindeswohlgefährdung ausgehen, sondern nur Unfallgefahren“, stellt er richtig.
Und die Behauptung der Kreisverwaltung, das Landesjugendamt habe „das Betreiben eines Kindergartens im bestehenden Gebäude nur unter der Bedingung der Sanierung ...erlaubt“, sei ebenfalls unwahr: „Wir haben eine Betriebs-Genehmigung ohne Auflagen! Unser Kindergarten erfüllt die Mindestanforderungen bei weitem für einen zweigruppigen Kindergarten“, betont Fangohr.