Zetel Vor der Integrierten Gesamtschule Zetel wollen Anhänger des Gideonbundes an diesem Freitagmorgen Bibeln verteilen. Auf ihrer Facebook-Seite warnt die Integrierte Gesamtschule Friesland-Süd die Eltern der Kinder.
„Wie wir erfahren haben, hat sich eine Glaubensgruppe angekündigt. Diese Glaubensgruppe wird vor dem Schulgebäude Bibeln an die Kinder verteilen. Auf das Schulgelände darf diese Gruppe nicht, da es laut Schulgesetz verboten ist.“ Schulleiterin Heike Neumann erklärt: „Wenn sie außerhalb des Schulgeländes stehen, haben wir juristisch gesehen keine Einflussmöglichkeit.“
Die IGS Zetel ruft die Eltern auf: „Bitte erklärt euren Kindern, dass sie diese Bibel nicht annehmen sollen. Auf der vorletzten Seite der Bibel steht ein Glaubensbekenntnis, dass den Kindern Angst machen könnte.“
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Dieses Glaubensbekenntnis lautet: „Ich bekenne, dass ich ein Sünder bin, und glaube, dass der Herr Jesus Christus für meine Sünden am Kreuz gestorben und zu meiner Rechtfertigung auferstanden ist. Ich nehme ihn jetzt an und bekenne ihn als meinen persönlichen Erretter.“ Diese Worte sollen die Kinder dann direkt in ihrer Bibel mit Datum und Unterschrift besiegeln. Auf der letzten Seite der Gideonbibel sind dafür extra zwei Freifeldern für „Name“ und „Datum“.
Die Schule ist alarmiert. „Es ist völlig legitim, wenn Menschen ihren Glauben haben, egal, wie dieser aussieht. Allerdings kann es nicht richtig sein, Kinder (ohne Absprache mit den Eltern) für eine Glaubensrichtung zu gewinnen und diese mit Bibeln zu versorgen“, heißt es in der Warnung der Schule.
Der Gideonbund ist eine anerkannte, christliche Organisation. Dennoch stoßen die Verteilaktionen vor Schulen immer wieder auf Kritik. Schulleiterin Heike Neumann sagt: „Wir haben immer Bedenken, wenn religiöse Schriften, egal welcher Richtung, an Kinder verteilt werden, vor allem, wenn gezielt der Schulweg gewählt wird und die Eltern keinen Einfluss nehmen können.“
Die Bibelverteiler des Gideonbundes sind in der Regel Männer. Voraussetzung, um im Gideonbund mitarbeiten zu dürfen, ist es, beruflich in der Wirtschaft „einer verantwortlichen Tätigkeit nachzugehen“. Deswegen nennt sich der Gideonbund auch selbst „Vereinigung von Christen in beruflicher Verantwortung“. Gleichzeitig müssen die Mitglieder auch einer evangelischen Kirche oder Freikirche, einer christlichen Gemeinschaft oder Versammlung angehören und überzeugte Christen sein.
Kritik an den Verteilaktionen kommt auch von anderen kirchlichen Einrichtungen. So schreibt etwa die Erzdiözese München und Freising: „Die Kritik, dass gerade jüngere Schulkinder verunsichert oder verängstigt werden, wenn die Verteilaktion zu engagiert durchgeführt wird, nimmt der Gideonbund zur Kenntnis, ohne dass die Verteilaktionen merklich verändert werden.“ Außerdem bestehe durch das Glaubensbekenntnis die Gefahr „dass der Fokus zu sehr auf die Erlösungsbedürftigkeit des Menschen gerichtet wird“.