Bockhorn/Friesland - Die Stimmung an diesem Sonntagmittag ist eine Mischung aus Anspannung und Neugier. Während der „Wolfspädagoge“, wie sich Thomas Frost aus Mecklenburg-Vorpommern selber nennt, noch auf sich warten lässt, stehen die Menschen in kleinen Gruppen auf dem Freigelände, auf dem sonst der Oldtimermarkt in Bockhorn stattfindet, beisammen und tauschen die jüngsten Erfahrungen zum Thema „Wolf“ aus.
Schafhalter Dirk Eilers hatte Frost eingeladen: Der „Wolfspädagoge“ solle doch mal erzählen, wie die Tierhalter ihre Herden schützen können.
Tiere gerissen
Die meisten Besucher sind nicht gut zu sprechen auf den Wolf, manche wirken wütend oder verzweifelt, weil sie selber oder direkte Nachbarn schon Erfahrungen mit dem Raubtier haben; auch Weidetiere wurden gerissen.
1,70 Meter hoch sei der Zaun inzwischen, den er um seine kleine Schafherde gezogen habe, nachdem der Wolf niedrigere Höhen schon mehrfach überwunden habe, erzählt ein Mann aus Schwanewede. Jetzt habe er alle Tiere im Stall untergebracht. Später wird er erfahren, dass anderen Tierhaltern auch das nichts genützt hat, der Wolf hat einen Besuch im Stall abgestattet.
Dann ist er da, der „Wolfspädagoge“. Thomas Frost, 37 Jahre, examinierter Erzieher aus Mecklenburg-Vorpommern, seit Jahrzehnten fasziniert vom Wolf, wie er erzählt. Und er erzählt viel: Wieso er so auftritt, wie er es tut – „Ich polarisiere, so funktioniert das, sonst kommen keine Leute“.
Dann folgt eine gründliche Aufklärung über den Wolf, woher er kommt, welche Rolle er im Märchen spielt, dass er dort lediglich als Bild für lüsterne Männer stehe, dass der Wolf im Osten nie verschwunden gewesen sei. Das alles ist entweder hinlänglich bekannt oder es interessiert die rund 200 Anwesenden, zumeist Landwirte und Jäger sowie vereinzelte Wolfsfreunde nicht besonders.
So läuft es im Rudel
Mehr Aufmerksamkeit gibt es für zwei Wolfshunde, die Thomas Frost dabei hat. Er erklärt Ähnlichkeiten und Differenzen zum Wolf, erläutert, wie in einem Rudel die Führung läuft und wie ein Wolf entscheidet, wo er welche Tiere jagt. Insgesamt gelingt es dem 37-Jährigen, zumindest ansatzweise Verständnis aufzubauen, wie der Wolf „tickt“.
Als Frost erklärt, dass sich der Wolf selber reguliere, dass schwächere Rudel von stärkeren bejagt würden, sobald der Lebensraum zu eng werde, wird es mächtig unruhig im Publikum.
Wolfsabweisend?
Doch Thomas Frost ist geschickt, aufkommende Aggressionen weiß er zu packen und zu glätten. Und immerhin bleiben die Zuhörer zwei Stunden bei der Stange, bis es endlich so weit ist, dass Frost das auspackt, was er versprochen hat: wirksame wolfsabweisende Zäune.
Der Wolf springe hoch oder weit, beides zusammen bekomme er nicht hin, erklärt Frost und demonstriert, wie herkömmliche Zäune so verbreitert werden, dass der Wolf sie nicht überwinden kann und sie zugleich gesetzeskonform sind, denn ein Doppelzaun ist nicht gestattet. Doch schnell wird klar, was in Frosts Heimat funktioniert, klappt zwischen Wallhecken und Mini-Flurstücken überhaupt nicht.
Am Ende ist jeder also so schlau wie zuvor, die verschiedenen Gruppierungen haben mal miteinander gesprochen, jeder bringt ein wenig Verständnis für den anderen auf.